Rezension

Überzeugendes Buch

Der Papierpalast
von Miranda Cowley Heller

Zuerst dachte ich, "Der Papierpalast" sei ein romantischer Sommerroman, aber dem war nicht so - zum Glück! Denn dieser Roman konnte mich sprachlich und inhaltlich komplett überzeugen.

Erzählt wird auf zwei Zeitebenen. Elle, 50, erlebt einen Tag im Sommerurlaub auf Cape Cod, im Feriendomizil ihrer Familie, dem "Papierpalast". In der Nacht zuvor hat sie ihren langjährigen Ehemann Peter mit Jonas betrogen, ihrem Jugendfreund, mit dem sie ein besonderes Geheimnis verbindet. Während der folgende Tag so dahinplätschert, die Feriengäste mal am See, mal am Meer zusammenkommen, wird auf der zweiten Zeitebene die Geschichte von Elles dysfunktionaler Familie erzählt. Die Erzählstränge treffen sich in der Gegenwart, am Ende des Tages, an dem Elle eine Entscheidung treffen muss.

Der Roman ist in der Ich-Perspektive und konsequent im Präsens geschrieben, wodurch man immer ganz nah dran ist am Geschehen. Ich fand die Geschichte total fesselnd und Elle eine spannende Protagonistin. Lediglich die schablonenhafte Zeichnung der Männer gefiel mir nicht so gut. Entweder waren sie weinerliche Schwächlinge, perverse Kinderschänder und Vergewaltiger, oder sie waren einfach nur perfekt, so wie der Ehemann und der Geliebte. Aber abgesehen davon - ein tolles Buch!