Rezension

Überraschend gut

Seelenriss - Hanna Winter

Seelenriss
von Hanna Winter

Bewertet mit 4 Sternen

Hinweis: Seelenriss ist der Nachfolgeband von Opfertod. Wer den ersten Band noch nicht kennt und diesen noch lesen möchte, sollte von Seelenriss erst mal Abstand nehmen, da bereits in der Leseprobe auf das Ende vom ersten Band hingewiesen wird. Ich persönlich kenne den ersten Band nicht und es hat mich nicht gestört. Man hatte nicht den Eindruck, der Handlung dadurch nicht folgen zu können.

Nur wenige Tage nach der Aufklärung einer brutalen Mordserie bietet sich den Ermittlern Belling und Vogt erneut ein schauriges Bild. Vogt geht von einem Selbstmord aus, aber warum sollte sich das Opfer Lynn Maurer erst das Gesicht mit Säure verätzen und sich dann aus dem Fenster stürzen? Der Fall gibt Kollege Belling Fragen auf, weshalb er, sehr zum Missfallen von Vogt, die Profilerin Lena Peters hinzuzieht. Nachdem diese in der Wohnung der Toten auf eine Morddrohung stößt, klingeln bei ihr alle Alarmglocken. Denn… sie selbst hat vor einigen Tagen die gleiche Morddrohung erhalten. Ist sie vielleicht das nächste Opfer?

Die Hauptperson Lena Peters war mir von der ersten Seite an sehr sympathisch. Man merkt, dass sie es nicht leicht hat, sich als Frau im Team zu behaupten. Besonders mit Kollege Vogt stößt sie regelmäßig aneinander. Da sie selbst ein potentielles Opfer darstellt, will ihr Chef sie von dem Fall abziehen. Doch für Lena gibt es nur ein Ziel: den Täter zu schnappen. Sie setzt sich durch und bekommt eine Frist von 3 Tagen gesetzt.
Lenas Kollege und guter Freund Wulf Belling, ist frisch geschieden und Vater einer pubertierenden Tochter. Er versucht dem problematischen Verhältnis zu seiner Tochter und seinem Job gleichfalls gerecht zu werden. Aber irgendwas scheint er im Schilde zu führen. Was sind das für ominöse Anrufe und SMS, die er ständig bekommt und die ihn nervös zu machen scheinen?
Teilweise hätte ich mir gewünscht, dass die Charaktere etwas tiefgründiger beschrieben werden. Aber da das Buch nur knapp 320 Seiten umfasst, rücken die privaten Handlungsstränge stark in den Hintergrund. Für den vielleicht noch kommenden Folgeroman ist daher noch viel Potential vorhanden.

Der Schreibstil des Buches ist sehr leicht zu lesen und man liest das Buch, wenn man nicht aufpasst, wirklich in einem Rutsch durch. Die Kapitel, die teilweise aus Sicht der Ermittler und teilweise aus Sicht des Täters geschrieben sind, sind sehr kurz gehalten. Ich kam daher immer in Versuchung, Absatz für Absatz weiter zu lesen, ohne das Buch zur Seite zu legen. Da auch die Story nicht sehr tiefgründig und anspruchsvoll ist, eignet sich das Buch ganz hervorragend für mal eben zwischendurch.

Die Story an sich ist nicht wirklich neu. Das Motiv des Täters hat man relativ schnell durchschaut, wenn auch nicht bis in alle Einzelheiten. Aber am Schluss erweist sich das ganze schon als recht schlüssig und nachvollziehbar. Das Ende und die Aufklärung hätten meiner Meinung nach noch etwas mehr in die Tiefe gehen können. Da hat mir ein wenig die Hochspannung gefehlt.
Nach den Bewertungen, die ich vorab von dem Vorgänger Opfertod gelesen habe, bin ich mit relativ geringen Erwartungen an dieses Buch heran gegangen. Und ich wurde sehr überrascht, denn meine Erwartungen wurden weit übertroffen. Auch wenn es jetzt keine Höchstleistung war, dafür haben mir einfach die charakterlichen Tiefgänge gefehlt, hat mich das Buch doch sehr gut unterhalten und gefesselt. Ich bin sehr gespannt, auf den Nachfolger. Vor allem, ob und wie es mit Lena Peters weiter geht, interessiert mich brennend.