Rezension

Überraschend andere Dystopie mit komplexer, mitreißender Handlung

Elysion - Thomas Elbel

Elysion
von Thomas Elbel

Bewertet mit 5 Sternen

Cooper ist kein gewöhnliches Mädchen. Nein, sie ist eine Mörderin. Und nicht irgendeine. Denn sie tötet Götter. Aber um die Kontrolle über ihr eigenes Leben zurück zu gewinnen, muss sie sich mit einem von ihnen verbünden.

 

Wir schreiben das Jahr 2135. Nach endlosen Bürgerkriegen, die die Bevölkerung dezimiert und die großen Städte der USA zerrüttet haben, rotten sich die Überlebenden in den verwaisten Ruinen zu Clans zusammen. In den Wäldern rund herum hausen die übermächtigen Malachim, seltsame menschenähnliche Wesen ohne Haut, die von den meisten für Engel oder Götter gehalten werden.
Cooper steht den Geschöpfen eher skeptisch gegenüber, weiß sie doch, wie man sie tötet und ihre Überreste, den so genannten Teer, als Drogen verkauft.
Als auf einer ihrer Jagden etwas schief läuft und sie mit einem ihrer potentiellen Opfer zusammenstößt, stellt sich unbeabsichtigt eine Verbindung zwischen den beiden her. Und der Teenager muss erkennen, dass sie von nun an nirgendwo mehr sicher ist…

 

Thomas Elbels Werk ähnelt vom Cover und vom Titel her sehr seinem viel gelobten Erstling Asylon, allerdings besteht die einzige inhaltliche Gemeinsamkeit darin, dass es sich bei beiden Büchern um Dystopien handelt. Und im Falle von Elysion, das ich bereits gelesen habe, kann ich schon verraten, dass die Geschichte mal was ganz anderes ist und sich deutlich von den gängigen Romanen dieses Genres unterscheidet. Und das im positiven Sinn.
Man schlägt die erste Seite auf und ist sofort mitten in der Story. Obwohl man erst nach und nach mehr über diese fremde Welt erfährt, wird man gleich hinein gesogen und verfolgt gebannt das Geschehen rund um Cooper und ihre Freunde. In keinem Kapitel kommt Langeweile auf, auch wenn sich spannende und ruhige Szenen im richtigen Maß abwechseln. Elbel schafft eine sympathische, authentische Heldin mit Ecken und Kanten, mit der man regelrecht mitfiebert und die hauptsächlich durch ihre Intelligenz und ihre toughe und kämpferische Seite begeistert. Im krassen Gegensatz dazu erscheint ihre Freundin Stacy, das typische Mädchen. Doch auch sie und ihr Freund Brent überraschen den Leser, da im Laufe des Buches plötzlich völlig neue Charakterzüge an ihnen zutage treten.
Selbst die übrigen Figuren sind alles andere als zweidimensional, selbst wenn sie nur eine kleine Rolle spielen.

 

Der Erzählstil passt perfekt zu den jeweiligen Geschehnissen: Manchmal sehr ungewöhnlich, aber angenehm anders in der Wortwahl, mit kurzen Sätzen oder langen Beschreibungen, je nach der jeweiligen Atmosphäre. Und diese ist überwiegend düster, gefährlich und so fesselnd, dass sie ohne jegliche Romantik auskommt. Allerdings hat mich das kaum gestört, denn emotional ist Elysion allemal genug. Zumal die vielen verschiedenen Perspektiven, unvorhergesehenen Wendungen und unterschiedlichen Handlungsstränge so komplex und dicht geschrieben sind, dass man sich immer wieder fragt, ob es zum Ende hin nicht etwas zuviel des Guten wird.
Doch da überrascht der Autor einen wieder einmal und fügt zum Schluss alles harmonisch zu einem Ganzen zusammen. Nichts wirkt überflüssig oder so verdreht und mühsam hingebogen, dass es unrealistisch wird.

 

Die Inhaltsangabe von Elysion hat mich vom ersten Moment an neugierig gemacht, weil sie so anders klang als diejenigen der gängigen Dystopien. Ich wollte etwas ganz Neues lesen in dem Genre und wurde nicht enttäuscht. Die Spannung steigert sich von Seite zu Seite und die dargestellte Welt kommt einem zwar bekannt vor und ist dennoch völlig einzigartig. Der Roman überzeugt vor allem durch seine vielschichtigen Charaktere und seine Komplexität, an die kaum ein Buch herankommt, das ich in letzter Zeit verschlungen habe. Die weit verzweigte Handlungsführung lässt erkennen, wie viel Mühe und Arbeit hinter dem Text steckt. Trotzdem sorgt der flüssige Schreibstil dafür, dass man sich regelrecht in der Geschichte verlieren kann.
Ich habe Asylon noch nicht gelesen, trotz der vielen positiven Bewertungen. Doch jetzt ist es ganz oben auf meiner Wunschliste gelandet – dank seinem mitreißenden Nachfolger!