Rezension

Totenkulte und andere rätselhafte Morde im historischen Wien

Das Mädchen und der Totengräber -

Das Mädchen und der Totengräber
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 5 Sternen

Erneut benötigt Inspektor Leopold von Herzfeldt, der Grazer „Piefke“, die Hilfe des Wiener Totengräbers Augustin Rothmayer: Im Kunsthistorischen Museum wurde ein Professor der Ägyptologie tot aufgefunden, fachkundig als Mumie präpariert. Handelt es sich um einen uralten Fluch, welcher sämtliche Mitglieder einer früheren Expeditionsgruppe befällt? Zugleich halten weitere Fälle die Polizei auf Trab: Tatortfotografin Julia Wolf bekommt erschreckend verstümmelte junge Männer des horizontalen Gewerbes vor die Linse.

Auch im zweiten Band rund um Totengräber Rothmayer, Fotografin Wolf und Inspektor von Herzfeldt fühlte ich mich umgehend ins Wien des Jahres 1984 zurückversetzt. Wer den ersten Band bereits gelesen hat darf sich auf ein Wiedersehen vieler bekannter Charaktere freuen. Neben angenehm authentischen Details und dem Wiener Schmäh darf man den neu eröffneten Tierpark besuchen sowie einige andere aussergewöhnliche Ecken Wiens betreten. Die Charaktere sind hervorragend komplex angelegt, insbesondere bei den Ermittlern macht sich die damalige Arroganz reicher weißer Männer gegenüber Frauen sowie Personen bemerkbar, die nicht in ihre perfekte Schablone passen. Ein Umstand, der das Verhältnis zwischen Leo und Julia stark kriseln lässt. Neben den äusserst spannend angelegten Ermittlungen, zu denen Julia Wolf und der Totengräber wieder insgeheim bedeutend beitragen, darf natürlich auch Augustin Rothmayers Hobby als Autor nicht fehlen - diesmal gibt es Auszüge aus seinem zweiten fiktiven Werk über Totenkulte zu lesen, an welchem er gerade schreibt.

Ein perfekt inszenierter, komplexer Kriminalroman vor historischer Kulisse, diesmal mit leicht exotischem Touch.