Rezension

Tolles düsteres, aber auch etwas komplexes Worldbuilding

The Run. Die Prüfung der Götter
von Dana Müller-Braun

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:

In „The Run“ von Dana Müller-Braun geht es um die 18-jährige Sari, die in einer etwas dystopisch anmutenden Welt lebt. In dieser Welt sind alle Menschen bis zu einem Alter von 18 Jahren sogenannte „Phantome“. Sie dürfen nur komplett verhüllt das Haus verlassen, dürfen keinen Namen tragen und keinen berühren. Erst nachdem sie „The Run“ absolviert und bestanden haben, werden sie zu einem vollwertigen Mitglied der Gesellschaft.

„The Run“ ist ein Lauf, der die Phantome durch die vier Reiche der Götter Emza, Kalipar, Arasá und Tunis führt und während dem sie verschiedene Prüfungen bestehen müssen, um sich als würdig zu erweisen, in die Gesellschaft aufgenommen zu werden.

Sari begegnet auf ihrem Lauf nicht nur diversen Gefahren, die sie immer wieder auf unterschiedliche Arten herausfordern, sondern auch dem Schattenbringer Keeran, mit dem sie irgendetwas tiefergehendes zu verbinden scheint und der ihr immer wieder das Leben rettet. Doch Sari und Keeran haben noch mehr Hindernisse zu überwinden als die Prüfungen, die „The Run“ für seine Teilnehmer vorsieht…

 

Meine Meinung:

Das Cover des Buches gefällt mir wahnsinnig gut. Die Farbgestaltung mit dem schwarzgrauen Hintergrund, der ein wenig an gerissenen Stein erinnert, und der goldenen Schrift und den goldenen Sprenkeln wirkt sehr edel und gleichzeitig auch ein wenig düster und bedrohlich, was absolut die Stimmung der Geschichte widerspiegelt.

Der Schreibstil von Dana Müller-Braun gefällt mir insgesamt gut, ihre Beschreibungen sind plastisch und dadurch ist das Leseerlebnis in vielerlei Hinsicht ziemlich intensiv, weil man gut in Situationen eintauchen und sie miterleben kann. Was mir allerdings einige Schwierigkeiten gemacht hat, waren die vielen neuen Begriffe und Namen, die von Beginn an auf den Leser einprasseln und die man erst einmal „lernen“ und zuordnen muss. Zwar wird alles erklärt, aber ich habe jedenfalls eine ganze Zeit gebraucht, um nicht immer wieder innehalten und kurz nachdenken zu müssen, um wen/was es sich gerade handelt. Das lag sicherlich auch zum Teil daran, dass die von der Autorin erschaffene Welt sehr vielschichtig und facettenreich ist und man auch hier die ganzen Zusammenhänge und Verknüpfungen erst einmal verstehen muss. In Kombination mit den unbekannten Namen ist das – gerade am Anfang – schon eine kleine Herausforderung.

Ist man dann aber einmal richtig in die Welt eingetaucht, ist die Geschichte wirklich spannend und bietet einige unvorhersehbare Wendungen, bei denen man sich jedes Mal denkt: „Das kann doch jetzt nicht wahr sein!“.

Die Stimmung bzw. Atmosphäre des Buches habe ich persönlich als ziemlich düster und bedrückend empfunden, was sehr gut zu der Geschichte und dem System passt, in dem Sari lebt. Ich persönlich mag allerdings lieber eine etwas positiver aufgebaute Stimmung, aber das ist natürlich absolut Geschmackssache.

Die Protagonistin Sari konnte mir leider während der gesamten Handlung über nicht richtig ans Herz wachsen. Oftmals konnte ich ihr Verhalten überhaupt nicht nachvollziehen und auch, wenn immer wieder erklärt wurde, warum genau sie sich so verhalten hat, konnte mich die Logik dahinter nur teilweise überzeugen. Ähnlich verhält es sich auch bei Keeran. Zu ihm kann ich nicht viel sagen ohne zu spoilern, aber insgesamt habe ich so manches Hin und Her nicht ganz nachvollziehen können. Zum einen von der dahinterstehenden Logik her als auch von den Fakten.

 An so mancher Stelle habe ich mich schlicht gefragt, ob ich irgendetwas zwischenzeitlich überlesen habe, das erklärt hätte, warum gerade genau das passiert, was passiert. Ich hatte das Gefühl, teilweise nicht tief genug in die Welt und die Materie eingetaucht zu sein, um alles vollkommen durchblicken zu können. Woran genau das gelegen hat, kann ich leider nicht festmachen.

 

Fazit:

Insgesamt hat mir das Buch ganz gut gefallen, allerdings habe ich das Lesen leider manchmal als etwas anstrengend empfunden, da ich durch die Vielschichtigkeit der Welt und die unbekannten Namen etwas länger gebraucht habe, um der Handlung gut folgen und die Hintergründe verstehen zu können. Das Worldbuilding selbst hat mir aber sehr gut gefallen, genau so wie der allgemeine Schreibstil der Autorin.