Rezension

Tolle Idee für eine Story – leider nicht konsequent umgesetzt

Das kleine große Glück
von Lucy Dillon

Bewertet mit 3 Sternen

Gina muss neu anfangen. Mitten in der Scheidung, mit einer überstandenen Krebserkrankung im Lebenslauf, einem Vater der starb als sie klein war und – aus ihrer Sicht – einem Leben auf dem Gewissen. Sie entscheidet sich dafür, beim Umzug nur die 100 wichtigsten Dinge zu behalten und sich von allem anderen zu trennen. Diesen Neuanfang und die Phase des „Umsturzes“ begleitet das Buch.

Die Autorin mutet dem Leser aber einiges zu. Gina scheint von keiner Unbill des Schicksals verschont geblieben zu sein, und hat im zarten Alter von 33 schon diverse Schicksalsschläge hinter sich. Ich hätte ihr die Notwendigkeit des Neuanfangs auch geglaubt, wenn Gina nicht so gebeutelt gewesen wäre. Das war aus meiner Sicht etwas zuviel des Guten (bzw. Schlechten).

Am Anfang hab ich mich ziemlich schwer getan mit der Geschichte. Die Kapitelüberschriften (die immer einen Gegenstand aus Ginas Besitz bezeichnen) wirkten seltsam zusammengewürfelt und hatten teilweise mit dem Inhalt des Kapitels gar nicht viel zu tun (bzw.  nicht so viel wie ich das erwartet hatte). Nach den ersten 4-5 Kapiteln konnte ich auch noch überhaupt nicht ahnen, in welche Richtung sich die Story entwickelt, alles wirkte so zusammengewürfelt, ohne roten Faden. Die Zeitebenen vermischten sich z. T. mitten im Kapitel und es war nicht besonders leserfreundlich, dass man sich nach einem kurzen Absatz plötzlich in einer ganz anderen Zeit befand (obwohl am Anfang des Kapitels meist Zeit und Ort angegeben waren). Das hat mir das Lesen anfangs etwas verleidet. Die Idee, den Roman so aufzubauen, ist sicherlich interessant – aber man muss sich halt erst dran gewöhnen.

Im Verlauf der Geschichte gewöhnt man sich daran und das Lesen wird entspannter. Leider erfährt man am Ende nicht, was denn nun die 100 Dinge waren, die Gina als so wichtig ansieht, dass sie sie behält und warum. Zwischendurch kommt noch die Idee bei Gina auf, statt der 100 Dinge lieber 100 Fotos zu machen, auf denen etwas zu sehen ist, das sie glücklich macht. Ja, was denn nun? Klimbim oder Fotos? Schade, dass hier die Konsequenz der Geschichte auf der Strecke bleibt. Denn ab dieser Stelle wird mal auf die Gegenstände Bezug genommen und mal auf die Fotos.

Das Ende ist aber versöhnlich – gerade soviel Happy End, um den Leser mit einem positiven Gefühl zurückzulassen. Kein Zuckerguss, keine Hochzeit in Weiß. Dafür eine Erkenntnis, die jeder für sich selbst mitnehmen kann. Schön.

Trotzdem, insgesamt konnte mich das Buch trotz angenehmer Schreibweise nicht so recht überzeugen. 3 Sterne, mehr ist leider nicht drin.