Rezension

Tiefgründiger historischer Roman, der die Schrecken des Krieges am Beispiel des

Krone des Himmels
von Juliane Stadler

Bewertet mit 5 Sternen

Anders als es Klappentext und Prolog erwarten lassen, beginnt der historische Roman „Krone des Himmels“ von Juliane Stadler im Sommer 1189 in Frankreich. Erzählt wird die Geschichte aus Perspektive von Étienne, der es aufgrund einer Missbildung schwer im Leben hat, sein Schicksal zu sehr herausfordert und deshalb sein Zuhause verlassen muss, und aus Perspektive von Aveline, genannt Ava, der schweres Unrecht widerfahren ist und die sich deshalb versündigt hat. Beide schließen sich aufgrund glücklicher Zufälle unterschiedlichen Pilgergruppen an und so begleitet man wechselweise ihren Weg ins Heilige Land, der für beide viel Unerwartetes bereithält. So wird Ètienne als Wundarzt ausgebildet und Ava nimmt als junger Bogenschütze Avery eine neue Identität an.
Bemerkenswert ist, wie die unterschiedlichen Erzählstränge sehr stimmig aufeinander aufgebaut sind, sodass man sich sehr gut in die jeweilige Lebenssituation hineinversetzen kann und – entsprechend der Ankündigung auf dem Klappentext – erwartungsvoll auf ein Zusammentreffen der beiden hin fiebert. Ebenfalls von Bedeutung ist zudem noch ein weiterer Erzählstrang, der die Ereignisse aus Perspektive des sarazenischen Offiziers Karakush, der mit der Sicherung der Stadt Akkon betraut ist, wiedergibt.
Meiner Meinung nach ist dies eine besondere Stärke des Romans, denn es gelingt ein vielperspektivischer Blick auf das Leben im Mittelalter, den Glauben, den Umgang mit Krieg und Frieden sowie der Rolle der Frau. Gerade im Zusammenhang mit den kriegerischen Handlungen wird somit deutlich, dass der Krieg keine Sieger kennt, sondern für alle Beteiligten nur Leid mit sich bringt. Insofern wurde ich häufig bei den Dialogen auch an „Nathan der Weise“ erinnert, da sie zumeist sehr tiefgründig gestaltet sind und zum Nachdenken anregen.
Darüber hinaus sind die geografischen Gegebenheiten und historischen Ereignisse rund um den dritten Kreuzzug umfassend recherchiert und sehr facettenreich dargestellt, wodurch die mittelalterliche Welt wirklich lebendig wird.
Insgesamt also eine empfehlenswerte Lesereise in die Zeit der mittelalterlichen Kreuzzüge – gekonnt erzählt und meisterhaft recherchiert.