Rezension

Tiefgründige und eher schwermütige Familiengeschichte

Der Papierpalast
von Miranda Cowley Heller

Bewertet mit 4 Sternen

Unter dem wunderschön gestalteten Cover von „Der Papierpalast“ der Autorin Miranda Cowley Heller, verbirgt sich eine gehaltvolle aber auch durchaus wuchtige Geschichte. Da sexualisierte Gewalt thematisch einen großen Raum einnimmt, hätte ich mir zunächst einmal eine Triggerwarnung diesbezüglich am Anfang des Romans gewünscht. Auch der Klappentext und die Kurzzusammenfassung warnen uns Leser:innen nicht vor. Allgemein finde ich diese nicht besonders treffend, da sie eine andere Handlung als die Tatsächliche suggerieren. Die Geschichte ist von der Grundstimmung her, trotz heiterer Momente, traurig und bringt eine gewisse Schwere mit sich.

Zwei Erzählstränge widmen sich einer dramatischen Familiengeschichte, in deren Zentrum Protagonistin Elle steht. Während die Kapitel der Gegenwart ein wundervolles Setting von großartigen Sommertagen an der Küste bereithalten, sind die Kapitel der Vergangenheit vielfältiger, sowohl was den Inhalt, als auch was die Handlungsorte angeht. Nicht nur aufgrund der Handlungsorte (New York sowie der malerische Ferienort an der Küste) ist die Geschichte durch und durch amerikanisch. Nicht jedes Verhalten der Protagonist:innen konnte ich deshalb verstehen oder gutheißen. Das vermittelte Frauenbild, welches mal mehr mal weniger unterschwellig, unter anderem durch Elles Mutter z. B. durch Sprüche wie „Sei nicht zu anstrengend“, erkennbar wird gefiel mir ganz und gar nicht. Durch den anspruchsvollen, aber doch auch poetischen Schreibstil, gelang es der Autorin dennoch mich in ihren Bann zu ziehen. Geschickt spielt sie mit unterschiedlichen Zeitebenen, welche nach und nach die gesamte Lebensgeschichte von Elle enthüllen und nachvollziehbar erklären, wie sie zur gegenwärtigen Frau geworden ist. Der Roman war für mich anders als erwartet und durch die provozierende und teils auch schockierende Geschichte, durchaus herausfordernd. Trotz einiger Kritikpunkte, ist das erzählerische Talent der Autorin auf jeder Seite spürbar, weswegen ich für den Roman 4 Sterne und eine Leseempfehlung, vergeben mag.