Rezension

Tiefe

Aus der Mitte des Sees -

Aus der Mitte des Sees
von Moritz Heger

In einer Benediktinerabtei, gelegen an einem See, spielt sich die Geschichte dieses Romans ab. Die meisten Mönche haben bereits ein hohes Alter erreicht, es gibt nur zwei junge Mönche, von denen einer jedoch bereits das Kloster verlassen und eine Familie gegründet hat. Der andere, Lukas, betreut den Gastflügel. Lukas beginnt nun alles infrage zu stellen und findet sich täglich am See ein, um nachzudenken und Antworten zu finden. Und dann taucht Sarah dort auf, körperlich sehr präsent und eine gute Zuhörerin. Lukas muss wählen zwischen dem Klosterleben und einem Leben draußen in der Welt.

Moritz Heger hat seinen Roman in der Ich-Form verfasst, dadurch wird die Wirkung auf den Leser verstärkt. Man hat als Leser sehr schnell den Eindruck, im Kopf von Lukas zu sitzen und ihm zuzuhören. Je mehr man liest und in die Gedankenwelt von Lukas eintaucht, desto tiefer dringt man ein, fängt vielleicht selbst an, sich Fragen zu stellen über sein eigenes Leben, über Gott und die Welt, über den Glauben.

Ich fühlte die Tiefe - in Lukas' Seele, im See und auch im Glauben, den man braucht, um sich für ein Leben im Kloster zu entscheiden. Da muss man schon auch tiefes Vertrauen haben. Ich denke aber auch, jeder wird mal von Zweifeln überrollt, wenn etwas geschieht, womit man nicht rechnete oder bei eingeforderten Entscheidungen.

Der Autor hat die innere Zerissenheit, tastendes Fragen, widersprüchliche Gefühle und Ringen um Vertrauen, Glauben und Antworten sehr gut deutlich gemacht in einer guten Sprache; er hat das alles eingebettet in wunderbar poetisch geschilderter Natur. Und er hat den Leser zum Nachdenken gebracht und zum eigenen Fragen animiert.

Es ist ein anstrengendes Buch - aber sehr anspruchsvoll und mit Tiefe.