Rezension

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Tempo und Auflösung rasant, dennoch lesenswert

Die fünf Leben der Daisy West - Cat Patrick

Die fünf Leben der Daisy West
von Cat Patrick

Bewertet mit 4 Sternen

Der Titel macht neugierig und das Thema fand ich auch interessant. Das Cover ist für meine Begriffe jedoch nicht ansprechend. Zwar mag ich die Schriftart, aber das Mädchen, der Hintergrund und die Busgrafik passen nicht zusammen. Aber da ich mich ja nicht von Covern abschrecken lasse habe ich es gelesen.

Daisy beginnt in Omaha ein neues Leben. Ihr Fünftes, um genau zu sein. An ihrer Seite die “Pseudoeltern” Mason und Cassie, die in Wirklichkeit Agenten und Wissenschaftler sind und Daisy bei jedem Tod mit “Revive” wiederbeleben. Alle sind Teil eines geheimen Programms, an dem auch noch andere Kids beteiligt sind, die bei einem Busunfall vor elf Jahren ihren ersten Tod überlebten. Nach einem erneuten Umzug freundet sich Daisy mit Audrey und dessen Bruder Matt an. In Matt verliebt sie sich zudem und bekommt zum ersten Mal Zweifel am Programm. Dazu häufen sich ein paar merkwürdige Ereignisse, die Daisy immer mehr auf die Spur der Wahrheit hinter dem Busunglück und Revive bringen. Wem kann sie noch vertrauen?

Erster Satz: Ich wälze mich auf der Laufbahn neben dem Fussballfeld und schlage um mich.

Idee: Absolut etwas für mich. Ein geheimes Programm, den Tod überleben und dann noch eine kleine Liebelei. Sehr gute Idee.

Plot: Es beginnt mit Daisys Tod und dem Neuanfang in Omaha. Was manch einem zu langweilig erscheinen könnte, war für mein Empfinden genau richtig. Langsam wird der Leser an die Situation herangeführt, erlebt mit Daisy zusammen den ersten Tag und findet sich in der neuen Umgebung ein. Bis ca. Seite 250 hat mir das Tempo der Geschichte richtig gut gefallen und denke immer noch gern an diesen Teil zurück. Leider ging es mir dann ein bisschen zu rasant. Zu sehr Knall auf Fall. Meiner Meinung hätten da gut noch 30-50 Seiten mehr hinein gekonnt. Daisy schließt mir die Schlüsse zu schnell. Das wirkt etwas zu konstruiert, wenn auch alles logisch ist. Ein bisschen mehr hätten am Schluss die Handlungsstränge miteinander verwoben sein können. Denn eine Weile fragt man sich: Was ist jetzt mit Matt? Und denkt denkt sie gerade nicht an Audrey? Da war man gerade noch den Tränen nah und möchte die Szene verarbeiten, da macht Daisy das in einem Abschnitt. Nichtsdestotrotz hat mir die Story gefallen.

Schreibstil: Icherzähler im Präsens. Ja, ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt und um ehrlich zu sein, ist es mir nicht mal richtig bewusst gewesen, als ich Daisy West gelesen habe. Recht zügig war ich damit durch. Sehr gefallen haben mir die Gedankengänge, die in meinen Augen absolut altersgerecht zur Protagonistin sind. Was mir aufgefallen ist, dass die Autorin manche Ereignisse in ein paar Sätzen abhandelt. Das war bis besagtem Punkt im Plot für mein Empfinden auch gut eingesetzt. Man hat dabei das Gefühl gehabt, wie in einem Film von der einen Szene in die nächste zu wechseln, die mit einem kurzen Untertitel den Zuschauer hilft sich zurechtzufinden, um im Geschehen zu bleiben.

Charaktere: Daisy ist meiner Meinung nach genau richtig geraten. Sie ist 15/16 und spricht auch so. Die Bloggerei mit Freundin Megan, die teilweise verworrenen Gedankengänge, dass sie Matt so schnell vertraut und glaubt es die wahre Liebe. Wo viele den Kopf schütteln, kann ich nur sagen: In dem Alter tickt man so, hab ich auch, obwohl man das nicht wahrhaben will. In der Beziehung fand ich Daisy sehr realistisch. In Bezug auf das Programm wirkt ihr Hinterfragen jedoch sehr plötzlich. Aber um ehrlich zu sein, möchte ich das auch nicht wirklich bewerten. Schlussendlich war ich nie in einer solchen Situation und weiß selber nicht, ab wann man als Teenager das Vertrauen in ein Programm verliert, was einem das Leben rettet und mit dem man groß wird. Zumal Daisys Wissen darüber ja groß ist, den Mason gewährt ihr Zugang zu allen Akten. Alles in allem mochte ich Daisy und konnte mit ihr mitfühlen. Aber ich hätte gerne mit ihr zusammen die Schlüsse gezogen, denn die waren für mich zu vorhersehbar. 

Matt ist zu gut, um wahr zu sein, aber daran störe ich mich nicht. Er kommt so gefühlvoll herüber und die Interaktion mit Daisy habe ich genossen.

SPOILER Auch sein Verhalten, kurz bevor und nachdem seine Schwester Audrey stirbt, kann ich nachvollziehen.

Sicher wirkt er sehr erwachsen für einen Jungen seines Alters, aber in Anbetracht der Umstände um Audrey finde ich das vollkommen passend. SPOILER

Lediglich dir Reaktion, nachdem Daisy ihn in das Programm eingeweiht hat, fand ich zu kühl und rational. Da hätte ich mir mehr Unglaube und Zweifel, aber auch Erschrockenheit gewünscht.

Alles in allem mochte ich Matt sehr.
Auch Audrey ist ein Charakter, den man von Anfang an gern haben muss. Sie hat eine tragende Rolle, aber überzeugt euch selbst, denn ich möchte nicht noch mehr Spoiler einbauen.

Hintergrund: Revive als Geheimprojekt klingt sehr plausibel. Allerdings blieben bei mir hier Fragen offen. Auch wenn die Autorin versucht alles aufzulösen, hat sie das in meinen Augen nicht elegant gelöst. Da kam zu viel auf einmal zum Schluss und wirkte zu konstruiert. Gut möglich wäre noch eine Fortsetzung, aber wie ich gehört habe, ist die laut Autorin ausgeschlossen. Was mir sehr gut gefallen hat, war die Metapher mit den Bezeichnungen “Gott” für den Kopf des Projektes und “Jünger” für seine engsten Mitarbeiter. Gerade weil mit dem Medikament über Leben und Tod geherrscht werden kann.

Fazit: Es gab positive Meinungen und ich habe auch einige negative Meinungen gehört. Ich versuche mich immer davon freizumachen, was ich über ein Buch im Vorfeld höre. Bei “Die 5 Leben Daisy West” ist mir das einfach gelungen.  Denn auch wenn mir das Tempo und die Auflösung zu rasant war, empfand ich die Teenager als echt und die gesamte Geschichte gut und lesenswert.