Rezension

Süße Liebesgeschichte mit kleineren Schwächen

Wild like a River - Kira Mohn

Wild like a River
von Kira Mohn

Bewertet mit 4 Sternen

Ich mag das Cover unglaublich gerne, weil es wirklich auf jede Art und Weise aus der Masse heraussticht. Zudem passt es wunderbar zum Inhalt und man bekommt schon durch dieses einen guten Eindruck vom Setting. Allerdings ist mir das leuchtend pinke Blatt vielleicht eine Spur zu kitschig und es hätte mir vermutlich besser gefallen, wenn es eine natürlichere Farbe gehabt hätte.

Die Geschichte klingt erstmal wirklich gut: Haven lebt seit sie denken kann im Jasper National Park, in dem ihr Vater als Ranger arbeitet. Nach dem Tod ihrer Mutter sind die beiden in das Reservat gezogen und sie hat noch keinen Grund gesehen, es zu verlassen, auch wenn sie Menschen um sich herum manchmal vermisst. Dann trifft sie auf Jackson, der eigentlich mit seinem besten Freund Cayden eine Woche im National Park wandern wollte. Als sich Cayden aber den Fuß verstaucht, entscheidet sich Jackson alleine zu bleiben und fragt Haven, ob sie ihm nicht ihre Welt zeigen könne. Sie stimmt zu und die beiden kommen sich in der unberührten Natur näher, als sie es gedacht hätte, doch Jackson muss zurück in seine Welt und Haven weiß nicht, ob sie ihn wieder loslassen will…

Ich war wirklich unglaublich gespannt auf das neue Buch von Kira Mohn, weil ich die Leuchtturm-Trilogie und vor allem den letzten Teil wirklich geliebt habe, doch ich war fast ein bisschen enttäuscht von diesem Buch, vielleicht auch weil ich mehr oder zumindest was anderes erwartet habe. Ihr Schreibstil allerdings bleibt auch in diesem Buch hervorragend. Man fliegt nur so durch die Seiten und merkt überhaupt nicht, wie die fast 400 Seiten vergehen. 

Auch das Setting mochte ich extrem gerne. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, direkt neben Haven und Jackson mitten im Wald oder am Silent Lake zu stehen und den Tannenduft einzuatmen. Ich mochte einfach, dass eben mal nicht das typische Setting einer Universität oder Großstadt ist, das sonst für Young Adult Romane so typisch ist. Vermutlich auch weil ich den Jasper National Park so geliebt habe, war ich unglaublich enttäuscht, als man dann ab der Hälfte den Wald und die kleine Hütte verlassen musste und zusammen mit Haven nach Edmonton gezogen ist. Auch wenn die Ereignisse sich im Reservat nicht unbedingt überschlagen haben, mochte ich die ruhigen Erzählungen und hätte auch locker noch 50-100 Seiten nur über die Ausflüge der beiden hätte lesen können. Nicht, dass ich es unrealistisch fand, dass Haven mal etwas Anderes sehen will als nur ihre kleine Hütte, sie entscheidet das ja schon selbst, aber ab dem Zeitpunkt des Umzugs wird das Buch dann leider sehr zu einem typischen Young Adult Roman ohne große Highlights oder Überraschungen. Das fand ich ziemlich schade, weil es vorher durchaus Potenzial zu mehr gehabt hätte.

Zudem hatte ich mit den Figuren so meine Probleme. Jackson mochte ich am Anfang wirklich gerne, weil er so lässig und selbstbewusst war, ohne dabei arrogant zu wirken. Er mochte Haven auf den ersten Blick und wollte sie unbedingt für sich gewinnen, auch wenn sie so gar keine Erfahrungen mit sozialen Interaktionen hat. Das hat mich absolut für ihn eingenommen, genauso wie seine Begeisterungsfähigkeit für die Natur und die Tiere des Jasper National Parks. Leider ändert sich sein Verhalten mit dem Wechsel des Settings. Er ist dauerhaft angespannt und jederzeit bereit den Helden für Haven zu spielen. Ich kann sogar verstehen, warum er das so macht, schließlich ist sie in ihrer neuen Umgebung sehr unbeholfen, aber ich mochte diese Seite an Jackson überhaupt nicht und habe den lockeren Kerl vermisst, weswegen ich auch seine Freunde, vor allem Cayden in ihrer Kritik durchaus nachvollziehen konnte.
Auch Haven ist mir zwar sympathisch, aber sie hat mich auch immer wieder extrem genervt. Sie war mir auch im Nationalpark näher, weil das ihre natürliche Umgebung ist und man das einfach merkt. Sie versteht zwar Jacksons Andeutungen, Witze und häufig auch sein Verhalten nicht immer, aber das fand ich irgendwie witzig und auch sehr glaubwürdig. Als sie dann aber nach Edmonton zieht, wirkt sie einfach nur vollkommen hilflos. Man hat einfach das Gefühl, dass sie noch nie einen Film, eine Serie oder auch nur ein Buch gelesen hat, in dem ‚normales‘ soziales Verhalten thematisiert wird. Das war mir einfach eine Spur zu viel. Dass sie viele Anspielungen, manchmal auch Sarkasmus oder Ironie nicht versteht, konnte ich ja noch verstehen, aber dass sie nicht einmal die simpelsten Umgangsformen nachvollziehen kann, war mir an manchen Stellen einfach zu viel. An manchen Stellen wollte ich sie wirklich gerne schütteln, um ihr klarzumachen, wie naiv sie sich gerade verhält. Da konnte ich Jacksons besitzergreifendes Verhalten fast schon nachvollziehen, auch wenn ich es eigentlich wirklich nicht gutheißen kann. 

Alles in allem ist das Buch eine süße Liebesgeschichte, die leider ab der Hälfte ein bisschen zu durchschnittlich wird. Ich mochte trotz der manchmal sehr naiven Haven die beiden Protagonisten sehr gerne und mir gefiel ihre ruhige, unaufgeregte Geschichte sehr gerne. Ich hätte das ganze Drama in ihrer Geschichte nicht unbedingt gebraucht, aber das Ende hat mich dann doch wieder versöhnt und zusammen mit dem wunderbaren Schreibstil ist es ein wunderbares Buch für kalte Herbsttage.