Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Steampunk im Herzen Afrikas

Auf der Suche nach dem Auge von Naga - Mark Hodder

Auf der Suche nach dem Auge von Naga
von Mark Hodder

Bewertet mit 4 Sternen

Alleine und ohne Erinnerungen befindet sich der Engländer mitten im Konflikt zwischen dem Großdeutschen Reich und dem Britischen Empire, gekämpft wird mit botanischen und zoologischen Waffen. Aber was hat das alles mit Zeitreisen zu tun?

Die Einleitung lässt den Protagonisten Sir Richard Burton genauso ratlos zurück wie den Leser: Alleine und ohne Erinnerungen befindet sich der Engländer mitten im Konflikt zwischen dem Großdeutschen Reich und dem Britischen Empire. Dadurch wird der Leser, zusammen mit dem Protagonisten, in die Begebenheiten der Situation eingeführt und kann sich einen Überblick verschaffen: Der Konflikt wird mit biologischen Waffen auf dem afrikanischen Kontinent ausgetragen. Dabei ist der biologische Aspekt der Kriegsmaschinen durchaus wörtlich zu verstehen: Gekämpft wird mit botanischen und zoologischen Waffen, Pflanzen und Tiere werden zu Kriegswerkzwecken hochgezüchtet, teilweise von menschlicher Hand gesteuert. Das darwinistische Prinzip wird auf das Schlachtfeld übertragen. Kaum hat man sich eingelesen in die Situation, vollführt der Autor ein szenischen Wechsel: Nicht nur der Handlungsort wird verlagert, auch der Zeitpunkt der Handlung  wird zurückgesetzt. Hier merkt man als Leser zum ersten Mal, dass dies kein gewöhnlicher Fantasy- oder Abenteuerroman ist: „Auf der Suche nach dem Auge von Naga“ kann durchaus dem Steampunk-Genre zugeordnet werden, und sieht sich selbst zudem in der Tradition von Jules Verne.
So setzt sich auch der Roman fort: Sir Richard Burton soll im Auftrag seiner Majestät den Ursprung des Nils finden. Dies ist jedoch nur ein Vorwand, das eigentliche Ziel ist das namensgebende Auge von Naga. Bei einem Treffen kurz vor der Abreise nach Afrika, wird eine Erklärung für die enthaltenen Steampunk-Elemente geliefert: Eine missglückte Zeitreise verursachte eine Abspaltung der Zeitlinie, wodurch eine parallele Realität erzeugt wurde. Hierbei werden dem Leser die Naga und die Eigenart des Auges nähergebracht: Das Auge von Naga ist eines von drei Teilen eines Meteoriten, welcher vor Jahrhunderten auf der Erde einschlug. Die Naga waren Echsenwesen, welche damals die Erde bevölkerten. Sie nutzten die magischen Fähigkeiten des Auges, einem schwarzen Diamanten, um ein Kollektivbewusstsein und telepathische Fähigkeiten zu entwickeln. Burton soll diesen Diamanten für das Britische Empire sichern und somit den britischen Hellsehern einen Vorteil gegenüber ihren preußischen Gegenspielern ermöglichen.
Nachdem Sir Richard Burton die Queste dargelegt hat, ereignet sich der erste Anschlag auf das Leben von Sir Richard Burton, die dem Zweck dienen seine geplante Afrika Expedition zu sabotieren. Die im Prolog angedeutete Zeitreise des Protagnisten wird erneut fortgesetzt und wird bis zum Schluss des Buches im steten Wechsel dargestellt.
Nach einem erneuten Anschlag, welcher den Absturz des Luftschiffes zur Folge hat, trägt die Expedition nach Afrika starke Jules Vernsche Züge und erinnert an den Wettlauf des Phileas Fogg.
Die Darstellung der Expedition wird immer wieder durch Einschübe unterbrochen, welche die Ereignisse der dystopischen Zukunft ergründen. Mit voranschreiten der Expedition erringt Burton stetig sein Erinnerungsvermögen, wodurch das Geheimnis um seine Zeitreise allmählich gelüftet wird und alle Handlungsstränge zusammenlaufen.
 
Der Schreibstil des Autors versteht, den Leser zu fesseln. Einzig eine Tatsache erschwert den Einstieg: „Auf der Suche nach dem Auge von Naga“ ist der dritte Teil einer Erzählreihe. Dieses ist besonders zu Beginn der Geschichte deutlich zu spüren: Charaktere und Namen werden ohne viele Erklärungen eingeführt, wodurch man schnell die Übersicht verliert. Erst mit der Ankunft in Afrika stellt sich eine Vertrautheit mit der Thematik ein. Dennoch zieht sich dieser Missstand durch das gesamte Buch, immer wieder wird auf Ereignisse aus den ersten beiden Bänden angespielt. Zwar kann man auch ohne dieses Hintergrundwissen der Geschichte folgen und sie genießen,  dennoch empfehle ich mit dem ersten Band zu beginnen, da dadurch die gelungenen Charaktere sich voll entfalten können.