Rezension

Stachelbeerjahre

Stachelbeerjahre - Inge Barth-Groezinger

Stachelbeerjahre
von Inge Barth-Groezinger

Bewertet mit 5 Sternen

Marianne wächst in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Gemeinsam mit ihrer Schwester Sieglinde, ihrer Mutter und ihren Großeltern lebt sie zusammen etwas abseits vom Dorf, das von den Dorfbewohnern etwas abfällig als "Siedlung" bezeichnet wird. Marianne ist schon früh ein "seltsames" Kind. Sie versteckt sich gerne unterm Küchentisch und wünscht sich, unsichtbar zu sein. Ihre Großmutter geht sehr lieblos mit ihr um und zieht die ältere Schwester vor. Eines Tages in der Schule wird Marianne als "Franzosenkind" bezeichnet, und da endlich versteht sie auch, warum ihre Großmutter sie nicht mag. Ihre Großeltern sind gar nicht ihre Großeltern, und ihr Vater, der vom Krieg nicht heimgekehrt ist, ist nicht ihr wirklicher Vater! Sie ist das Kind eines Franzosen, der damals nach dem Krieg im Dorf war. Von nun an denkt sie immer öfter an ihren unbekannten Vater und fühlt sich noch einsamer. Ihre Mutter ist oft unterwegs; vorwiegend geht sie zum Tanzen, was von den Großeltern und den übrigen Dorfbewohnern missbilligend zur Kenntnis genommen wird.

Eines Tages entdeckt Marianne auf dem Dachboden einen alten Koffer mit Büchern. Sie versteckt die Bücher in ihrem Zimmer und liest heimlich in ihnen. Ihre Bücher sind ihre Schätze; sie versinkt in der Welt von Karl May und kann so ihrem Alltag entfliehen.

In der Schule ist sie bald Klassenbeste, und ihre Lehrer möchten gegen den Willen ihrer Familie, dass sie weiter aufs Gymnasium geht. Ihre Mutter ist dagegen. Marianne ist ein Mädchen; sie wird sowieso bald heiraten und Kinder kriegen! Aber der Klassenlehrer schafft es, Mariannes Mutter zu überzeugen, und so kann Marianne weiter aufs Gymnasium gehen.

Sie erlebt im Laufe der Jahre allerlei Neuerungen mit. Der erste Fernseher ist eine Sensation, bald gibt es ein richtiges Kino in der Stadt, und der Rock 'N'Roll kommt nach Deutschland!

Und Enzo kommt; ein Gastarbeiter aus Italien. Er wird im Haus untergebracht, und bald schon sind alle Frauen der Familie außer Marianne ihm verfallen. Dann kommt es zur Katastrophe!

* Meine Meinung *
Ein sehr gelungener Roman, den ich innerhalb kurzer Zeit lesen konnte. Der Schreibstil war leicht und einfach, wie es für ein Jugendbuch sein sollte, und die Handlung war schlüssig, interessant und aufschlußreich! Die Nachkriegszeit in Deutschland war sicher sowieso schon eine ereignisreiche Zeit, und in diesem Roman wird die Zeit noch einmal lebendig! Selbst für junge Leser – für die dieser Roman ja gedacht ist – ist es keine trockene Handlung; ganz im Gegenteil! Mich hatte die Geschichte sofort gefesselt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Auch wenn anfangs gar keine wirklich aufregenden Dinge geschehen, so war der Roman an keiner Stelle langweilig! Allein schon zu erfahren, wie die Menschen früher gelebt haben, war für mich total spannend! Man kann sich das heute in unserer Welt des Luxus und des Fortschritts gar nicht mehr vorstellen. Ein Fernseher ist das normalste von der Welt; Musik sowieso. Für die Menschen damals waren diese Dinge ein kleines Wunder, und das bringt die Autorin in ihrem Roman richtig gut rüber.

Ich werde dieses Buch in mein "All Age"–Roman-Regal stellen, denn es ist nicht nur ein Jugendbuch. Dieses Buch können durchaus auch Erwachsene noch lesen und ihre Freude daran haben! Ein richtig gutes Buch, über das man sich auch nach dem Umblättern der letzten Seite noch Gedanken machen kann!