Rezension

Sprachlich top, inhaltlich Flop

Das Verschwinden der Erde
von Julia Phillips

Bewertet mit 2 Sternen

Sommerferien in Kamtschatka. An einem sonnigen Nachmittag verschwinden beiden Schwestern Sofija (8) und Aljona (11) spurlos. Wochenlange Suche von Polizei ist erfolglos und die Gemeinde ist nervös und misstrauisch. Denn das Verschwinden des Mädchens erinnert an einen anderen Vorfall, der nicht richtig ermittelt wurde. Eine schwarze Wolke hängt über Kamtschatka und beeinflusst das Leben ganz unterschiedlicher Frauen...

„Ein ausgeklügelter und kraftvoller literarischer Thriller“ steht auf dem Klappentext. Zum Glück habe ich vor Jahren aufgegeben auf solcher Aussagen zu glauben. Denn es war weder kraftvoll noch ein Thriller. Sorry but not sorry!

Die Geschichte fängt sehr stark an, doch nach paar gelesenen Seiten baut sich das ganze noch stärker ab. Ich lande auf zwölf Kapiteln in völlig verschiedenen Frauenleben, die zwar einen guten Leben führen aber eigene Art und Weise total unzufrieden und unglücklich waren. Ein Hoch auf die Jammertanten! Die Frauen kennen die Mädchen nicht, dementsprechend werden die beiden nur nebensächlich erwähnt, was ich sehr schade fand. Dank des wechselns der Figuren sind die Handlungsstränge abgebrochen, sodass ich mich keiner der Charaktere mitfühlen konnte. Jede einzelne Kapitel wirkte mir wie eine Kurzgeschichte und das gesamte Buch halt wie eine Kurzgeschichtensammlung.

Die Autorin ist Amerikanerin und hat ein Jahr lang in Kamtschatka gelebt. Ob das für ein russisches Gesellschaftsroman gereicht hat, soll jeder Leser*in selbst entscheiden. Aber was mich an dem Buch gestört hat, ist: immer wieder Erwähnung der Hautfarbe und der Herkunft. Die Russen sind als „die Weißen“, und die Ureinwohnern, Ewenen, Korjaken, Tschuktschen, sind eher „die Dunklen“ bezeichnet. Gewiss, fast in jedem Land gibt es durch verschiedene Gründe Konflikte, nur hier wirkte mir die ganze Erzählung wie eine nachgeahmtes „Schwarz-Weiß Rassismus“ in USA. Ich bin keine Russin, daher kenne ich die russische Geschichte nicht. Es ist meine Empfinden und meine Meinung! Bitte nicht persönlich nehmen!