Rezension

Sport ist Mord!

Die Karte -

Die Karte
von Andreas Winkelmann

Bewertet mit 4 Sternen

"Die Karte" ist der vierte Kerner und Oswald-Thriller von Andreas Winkelmann und dem Rowohlt-Verlag, der am 15. Juni 2021 erschienen ist. Das Cover ist wieder einmal perfekt auf den Inhalt abgestimmt, der mir zum größten Teil gut gefallen hat. Durch Winkelmanns' authentischen und flüssigen Schreibstil und dem wechselnden Perspektivenwechsel der Protagonisten konnte ich mich gut in diesen verzwickten Fall und dessen Handlung hineinversetzen. Die Handlung wird von Seite zu Seite angetrieben und der Fall ist richtig spannend. Die Entwicklung der Charaktere, besonders zwischen Jens Kerner und Rebecca Oswald, hat mir gut gefallen. Obwohl man diesen Band unabhängig von den vorherigen Bänden gut lesen kann, versteht man einige Zusammenhänge besser, wenn man die beiden von Anfang an begleitet. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, ob Kerner und Oswald im nächsten Band ihr gemeinsames Vorhaben erreichen werden.

In "Die Karte“ greift der Autor wieder ein aktuelles Thema auf, wo er auf die Gefahren im Internet und den unbedachten Umgang mit unseren persönlichen Daten aufzeigt. Denn hier in diesem brutalen Fall findet der Mörder seine weiblichen Opfer über die vom Fitness-Tracker online geteilten Laufstrecken seiner Opfer. Somit weiß jeder, wo man gejoggt ist und voraussichtlich auch wieder joggen wird. Und die entlegenen Stellen dieser Strecken sind das perfekte Jagdgebiet für einen perfiden Killer.

Zum Inhalt: Er gehört zu deinem Training wie die Schuhe und der Soundtrack: Dein Fitness-Tracker, der deine Laufstrecke online teilt. Jeder weiß, wo du warst - und wieder sein wirst. Doch damit inspirierst du jemanden zu einem ganz besonderen Kunstwerk, den du besser nicht auf dich aufmerksam gemacht hättest. Er trackt deine Initialen in eine digitale Karte. Sein Zeichen, dass du die Nächste sein wirst ... Lauf, so schnell du kannst - es wird dir nichts nützen. Er erwartet dich.

Als ihre Freundin Eva abends wie so oft noch laufen geht, macht sich Laura zunächst keine Gedanken. Doch dann bekommt sie eine Nachricht, abgesetzt von Evas Handy: „Ihr läuft die Zeit davon.“ Wenig später wird die junge Frau brutal stranguliert in Hafennähe gefunden. Hauptkommissar Jens Kerner war einer der letzten Menschen, der mit Eva gesprochen hatte – denn vor ihrem Haus wurde am selben Tag ein Mann niedergestochen. Wie hängen die Taten zusammen? Als weitere junge Läuferinnen ermordet werden, suchen Kerner und seine Kollegin Rebecca Oswald fieberhaft nach einer Verbindung zwischen den Opfern. Aber es scheint keine zu geben – außer dass alle ihre Laufstrecken öffentlich posteten …

Es passiert hier ständig was, auch ein Oldie auf Drogen auf einem klapprigen Damenfahrrad fährt gleichzeitig noch abgetrennte Gliedmaßen durch die Gegend. Wie und ob diese Handlung zum Rest passt, hat mich die ganze Zeit brennend interessiert. Mit den Männerhassenden Protagonistinnen wurde ich irgendwie nicht wirklich warm, besonders bei einer kam der Hass richtig heftig rüber. Die Gründe dafür habe ich nach und nach erfahren, ein unabhängiger Handlungsstrang aus der Vergangenheit hat mich so besonders überrascht. Mir ist ein Ermittlungsfehler aufgefallen, der sehr unlogisch eingebaut wurde. Dies hat mir bis zum Schluss keine Ruhe gelassen und ich habe gehofft, darüber nochmal was zu erfahren. Leider hat sich dieses Detail im Sand verlaufen, worüber ich mich echt gewundert habe. Wenn ein Zeuge ein bestimmtes und wichtiges Detail bei einem mutmaßlichen Täter entdeckt, die Polizei es bei dem Täter aber nicht nachprüft, dann hat die Polizei hier gar nicht richtig gearbeitet oder der Autor hat dieses Detail vergessen. Mich hat dieser Fehler auf jeden Fall sehr gewundert.

Trotzdem war dies wieder ein Buch, was ich schlecht weglegen konnte. Durch die gekonnten Cliffhänger hat der Autor mich quasi gezwungen, weiterzulesen. Andreas Winkelmann hat neben dem guten Schreibstil einen unglaublich authentischen, rasanten, flüssigen und spannenden Erzählstil, sodass hier jede Handlung real wurde. Seine ungeschönte und lässige Art zu schreiben hat mich von der ersten Seite an in den Bann gezogen, die bis zum Schluss angehalten hat. Die Corona-Pandemie ist in diesem Band schon überstanden, trotzdem wird auf die ein oder andere Maske nicht verzichtet. Auch gaffende Zuschauer tun so, als hätte es Corona nicht gegeben.

Wer Winkelmanns' Bücher kennt, der weiß eigentlich, dass sich miträtseln eigentlich nicht lohnt, da er seine Leser perfekt in die Irre führt und am Ende für ein großartiges Finale sorgt. Die Spannung fängt direkt mit dem ersten Kapitel an und der Spannungsbogen ist durchgehend im oberen Bereich. Seine kurzen Kapitel mag ich ebenfalls und seine Protagonisten sind schön übersichtlich, dessen Charaktere sehr gut ausgeprägt sind. Das aktuelle Thema über die Gefahren des Internets wird klasse verarbeitet. Außerdem geht es diesmal sehr emotional für Kerner zu, denn ein Mordfall geht ihm besonders nahe und er muss aufpassen, dass er sich selbst nicht verliert. Von mir vier Sterne!