Rezension

Spannungsgeladener Thriller mit überraschendem Ende

Schnee -

Schnee
von Yrsa Sigurdardottir

Bewertet mit 4.5 Sternen

Was treibt zwei befreundete Pärchen mitten im eiskalten Winter zu einem Gletscher? Warum ist da ein pinker Schuh eingegraben an einem Fahnenmast? Ist da wirklich ein kleines Mädchen in der Radarstation?

Die isländische Autorin Yrsa Sigurdardóttir ist eine Meisterin im Verknüpfen unterschiedlicher Handlungsstränge. Zugleich gelingt es ihr in ihrem neuen Thriller „Schnee“ eine zutiefst gespenstische Stimmung aufzubauen. Fast schon zu oft sind Türen, die verschlossen sein sollten, plötzlich sperrangelweit offen. Fast schon an der Tagesordnung sind unheimliche Begegnungen mit – ja, womit denn? Geister? Verstorbene? Böse Erinnerungen? Dunkle Ahnungen? Das Spiel mit der Angst betreibt Yrsa Sigurdardóttir meisterhaft. Die eigene Unsicherheit, ob das, was man spürt, sieht, hört tatsächlich real ist oder nur eine eigene (Wahn-)Vorstellung, durchzieht das ganze Buch.

Ganz unterschiedliche Erzählstränge durchziehen „Schnee“. Und tatsächlich werden sie erst ganz am Ende zusammengeführt – ein Schluss, den man so gar nicht kommen sieht.

Da ist einmal Hjörvar, der in einer Radarstation arbeitet und erfährt, dass er eine Schwester hatte. Zusammen mit seinem Bruder macht er sich auf Spurensuche. Währendessen geschehen in und an der Radarstation unheimliche Dinge. Immer wieder hört und sieht Hjörvar ein Kind – das aber kann gar nicht sein…

Dann ist da eine Wandergruppe, zwei Pärchen und ein Geologe, die auf eine Abenteuer-Tour zu einem Gletscher gehen – im eiskalten Winter, ohne entsprechende Erfahrung. Es kommt, wie es kommen muss – die Wandergruppe ist dem Wetter nicht gewappnet und gerät in Gefahr.

Schließlich gibt es den Suchtrupp, der sich auf die Suche nach den vermissten Wanderern macht. Hier spielt Jóhanna, die zum Rettungstrupp gehört, die zentrale Rolle. Sie dürfte die sympathischste Figur von „Schnee“ sein. Durch einen Unfall ist sie gehandicapt – was sie aber nicht zeigen will. Statt einer Sportkarriere arbeitet sie nun in einer Fischfabrik.

Was alle Figuren mehr oder weniger eint ist, dass sie merkwürdige Erscheinungen wahrnehmen. Wie bereits angedeutet: fast ein wenig zu viel des Guten, was dem Leser hier aufgetischt wird. Und, so viel sei verraten: nicht alle diese geisterhaften Erscheinungen werden in „Schnee“ rational aufgelöst. Manche jedoch lassen sich rückblickend psychologisch erklären.

Auf jeden Fall aber führt dies zu einer düsteren, unheimlichen Stimmung und zu einer extrem spannungsgeladenen Handlung. Nur widerwillig will man aufhören zu lesen.