Rezension

Spannung? Fehlanzeige!

Der dreizehnte Mann -

Der dreizehnte Mann
von Florian Schwiecker

Bewertet mit 2 Sternen

Zwei Männer wollen einer Journalistin ein Interview geben. Thema: Ihre Kindheit und Jugend bei einem pädophilen Pflegevater. Als wäre das nicht schon schlimm genug, waren sie Teil eines Experiments, unterstützt von Berliner Jugendämtern. Kinder aus schwierigen Verhältnissen sollten bei Pädophilen ein besonders liebevolles Zuhause finden… Endlich soll das Ganze öffentlich gemacht werden, doch dann verschwindet einer der Männer und der zweite scheint auch in Gefahr zu sein. Wer will den Skandal mit allen Mitteln geheim halten? Anwalt Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Justus Jarmer engagieren sich in diesem brisanten Fall.

Nach dem ersten extrem spannenden Band hatte ich wieder ein fulminantes Feuerwerk erwartet, doch leider gab es nur ein Wunderkerzchen, dazu ein ziemlich kurzes… Spannung ist in diesem Buch so gut wie gar nicht vorhanden. Die Momente, die sicher richtig spannend hätten sein können, waren dann irgendwie ziemlich mau ausarbeitet, dafür waren andere Aspekte, die auch im Rückblick nicht viel beigetragen haben, immer und immer wieder Thema, zum Beispiel die „Beziehung“ von Rocco und der Staatsanwältin (langweilig!). Es mag bezüglich der juristischen Aspekte so einiges nah an der Realität sein, aber es war deutlich zu staubig und trocken erzählt. So plätschert die Geschichte vor sich hin, man wartet auf die Knaller (um noch einmal das Bild des Feuerwerks zu bemühen), aber es warten fast nur Rohrkrepierer.

Ganz schön viel Kritik und dennoch war ich nicht auf ganzer Linie enttäuscht, denn die beiden Autoren haben ein schwieriges Thema angepackt und das finde ich schon mal gut. Was da gelaufen ist – es ist unglaublich, dass Kinder und Jugendliche tatsächlich einer solchen Situation ausgesetzt wurden. Unfassbar und mir war das bis dato auch nicht bekannt. Ein bisschen Gesellschaftskritik und Einblicke in das sicher nicht immer ganz saubere politische Geschäft gibt es on top. Leider geht es da aber auch nicht in die Tiefe, sondern es wird ein bisschen an der Oberfläche rumgekratzt.

Nach „Die 7. Zeugin“ ist dieses Buch einfach eine Enttäuschung. Rocco und Jarmer haben hier weniger zusammen funktioniert, der Fall war extrem langweilig präsentiert (obwohl er auf jeden Fall Potenzial hatte), dennoch liest sich das Buch schnell weg. Und das ist auch gut so, denn da die Spannung fast in Gänze fehlt, kein Spannungsbogen erkennbar war, wäre es mit einem „schwierigen“ Schreibstil sicher von mir abgebrochen worden. Ein Wort noch zur Auflösung: Leider hatte ich es genauso befürchtet, aber das mag einfach dem Fakt geschuldet sein, dass ich schon einiges in der Richtung gelesen habe.

Da Grundthema bot interessante Möglichkeiten, die aus meiner Sicht leider ungenutzt blieben. Ich bin sehr enttäuscht und kann diesen Band entsprechend auch nicht empfehlen.