Rezension

Spannender und historisch interessanter Krimi

Die Totenärztin: Wiener Blut -

Die Totenärztin: Wiener Blut
von René Anour

Bewertet mit 5 Sternen

Wien, im Jahr 1908 an einem Freitagabend im Institut für Gerichtsmedizin. Dort arbeitet Fanny Goldmann, die zwar einen Doktortitel besaß, aber "nur" als Prosekturgehilfin dort sein durfte. Gerade waren sie und Franz mit einer Obduktion fertig, als ein neuer Fall hereinkam. Zwei Polizisten brachten den Leichnam, anscheinend ein Obdachloser. Doch da waren so viele Merkwürdigkeiten, die Fanny zweifeln ließen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Das war kein Obdachloser. Und so schleicht sie sich heimlich später, als Franz schon weg ist, noch einmal ins Institut und untersucht den Mann ohne Namen. Sie stellt interessantes fest, entnimmt Proben und findet einen kleinen metallischen Gegenstand mit Zettel. Als sie sich die Ergebnisse der Proben anschaut, wird ihr klar, der Mann ist ermordet worden.
Fanny Goldmann ist Ärztin, aber so war es halt damals, man war der Meinung, Frau gehört in die Küche, Kinder kriegen usw. An Fannys Seite ihre beste Freundin Tilda, der sie natürlich von ihrem Alleingang und dem Fund erzählt. Beide ahnen nicht, was für ein gefährliches Abenteuer auf sie wartet. Aber Fanny will wissen, was hinter all dem steckt. Daheim ihrem Vater mag sie nicht davon erzählen, er ist gesundheitlich sehr angeschlagen. Es treten noch weitere interessante Personen auf, so wie zum einen die Frau des Professors Kuderna, Leiter des Instituts, der sie gar nicht einstellen wollte, dann ist da noch "Blaumeise", ein Deckname. Genau wie Fanny ist er an der Lösung des geheimnisvollen Gegenstands u.s. interessiert. Da warten brenzliche Situationen auf alle und es bleibt auch nicht bei dem einen mysteriösen Mord. Die geschilderten Szenen wie u.a. im Sektionsraum werden sehr gut ins Bild gesetzt. So wurde halt vor gut 100 Jahren gearbeitet. Hier zeigt sich auch die Liebe von Fanny zu ihrem Beruf. Sie wollte nicht nur einfache Ärztin werden, sondern genau diese Richtung. Wohin das alles führt und was der Hintergrund zu all dem ist, erfährt der Leser spannend erzählt. Das es um Kaiserin Sissi ihre Diamantsterne geht und was es damit auf sich hat. Selbst am Tag ihrer Ermordung trug die Kaiserin ihren ganz besonderen Diamantstern, der aber dann verschwunden war.
All diese Einblicke und die Kombination zwischen spannendem Krimi und dem historischen Hintergrund, das war absolutes Lesevergnügen. Man bekommt Einblicke in das Leben der damaligen Gesellschaft als auch mit kriminellen Machenschaften, der sogenannten Unterwelt.

Der Autor versteht sich darauf, ein gutes Bild vom dem Wien der damaligen Zeit zu zeichnen. Die Protagonisten kommen gut an, sympathisch und gut durchdacht. Man könte meinen, sie haben tatsächlich so gelebt und gewirkt.

Medizinhistorie lese ich gern, Krimis sind eher nicht so meine Richtung. Doch hier hatte mich nicht nur der Titel und das Cover neugierig gemacht, sondern auch der Klappentext.
Dass der Roman mit einem fiesen Cliffhanger endet, brauch ich gar nicht zu erwähnen, oder doch?!☺
In Nachwort erhält der Leser Einblick in Themen und Personen zur Handlung, als auch ein Glossar mit medizinischen Begriffen.