Rezension

Spannender Thriller mit schnell wechselnden Perspektiven

Die Mädchenwiese - Martin Krist

Die Mädchenwiese
von Martin Krist

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzbeschreibung: 
Die alte Frau sieht alles kommen. Sie findet die toten Mädchen. Sie kennt ihren Mörder. Aber sie wird schweigen. Der kleine Junge bangt um seine verschwundene Schwester, denn er hat etwas gesehen. Er will reden, doch niemand hört ihm zu. Seit Alex Lindner vor Jahren seinen Dienst als Kommissar quittiert hat, lebt er zurückgezogen in der Provinz. auch hier ein Mädchen verschwindet, weiß er: Der Mann, den er damals vergeblich jagte, ist zurück. Diesmal muss er ihn fangen, denn der Blutzoll wird steigen. *Quelle* 

Zum Autor: 
Martin Krist ist das Pseudonym des erfolgreichen Autors Marcel Feige. Geboren 1971, arbeitete er als leitender Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften und lebt seit 1998 als Schriftsteller in Berlin.

Meinung: 
Im kleinen Ort Finkenwerda verschwindet die 16-jährige Lisa spurlos. Ihre Mutter Laura, die seit kurzer Zeit allein mit ihr und dem 8-jährigen Sam lebt, ist mit den Kindern überfordert. Ihr Mann Rolf hat sie für ihre beste Freundin sitzen lassen und so muss sie sich mit einem Callcenter-Job über Wasser halten. Halt bekommt Laura von ihrem Schwager Frank und dessen Frau Renate geboten. Frank ist Polizist und geht davon aus, dass Lisa abgehauen ist, da sie zuhause zu wenig Aufmerksamkeit bekommt und mitten in der Pubertät steckt. Doch Laura denkt anders und bittet ihn um eine groß angelegte Suchaktion.

Desweiteren lernt der Leser Alex Lindner kennen, den Dorfwirt in Finkenwerda, der bis vor drei Jahren ebenfalls Polizist war. Ihm kommt schon bald der Verdacht, dass Lisa von der Bestie entführt wurde, einem Täter, dem er damals auf der Spur war und der ihm durch eigenes Verschulden durch die Lappen ging. Dann gibt es noch Berta Kirchberger, eine alte Frau aus dem Dorf, die als Hexe verschrien ist. Sie erzählt rückblickend aus ihrem Leben, das nach dem Tod des Vaters von Missbrauch und Gewalt gezeichnet war. Und auch Lisa selbst kommt als Opfer zu Wort.

Aufgrund dieser unterschiedlichen Erzählstränge baut Martin Krist die Handlung in Die Mädchenwiese auf. Was noch recht beschaulich beginnt, steigert sich schon sehr bald in eine Spannung, die bis zum Ende gehalten werden kann. Die schon angesprochenen Erzählstränge wechseln in einer regelrechten Tour de Force, denn abschnittweise springt Martin Krist von Person zu Person und hinterlässt jeweils geschickt eingebaute Cliffhanger, sodass die Seiten beim Lesen nur so fliegen.

Wer kein Freund von solch vielen Perspektivwechseln ist, wird mit Die Mädchenwiese nicht viel Freude haben, ich hatte sie definitiv, denn ich mag Thriller mit vielen Charakteren, da sie meiner Meinung nach die Handlung dadurch interessanter gestalten. Auch vor recht ekligen Szenen macht der Autor nicht halt, da sind in einigen Momenten des Lesers gute Nerven durchaus gefragt.

Womit ich mich nicht so gut anfreunden konnte, war die Figur der Berta Kirchberger. Zwar musste sie in ihrem Leben viel Gewalt ertragen, wofür sie mir natürlich leidtat, aber auf der anderen Seite konnte ich nicht verstehen, warum sie sich niemandem offenbart hat, vor allem nicht ihrer Freundin Regina gegenüber, die schon bald etwas ahnte und sie immer wieder darauf ansprach. Ebenso unverständlich war mir der Charakter des Sam, dem 8-jährigen Bruder Lisas. Ich habe noch nie ein so weinerliches Kind erlebt, das immer wieder dieselben Fehler macht und nicht schlau daraus wird.

Trotz dieser kleinen Mankos kann ich Die Mädchenwiese aufgrund seiner spannenden Handlung und dem doch verblüffenden Ende nur weiterempfehlen. Martin Krist ist mit diesem Roman auf jeden Fall in meine "Gehört-zu-meinen-Lieblingsautoren"-Liste gewandert und somit freue ich mich, demnächst Drecksspiel und auch die Paul Kalkbrenner-Trilogie lesen zu dürfen.

Fazit: 
Ein spannender Thriller, der vor allem durch seine schnell wechselnden Perspektivsprünge glänzt und durch sein Ende zu überraschen weiß.