Rezension

Spannender Jugendthriller mit schwachem Ende

Boy Nobody 01. Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. - Allen Zadoff

Boy Nobody 01. Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder.
von Allen Zadoff

Bewertet mit 4 Sternen

Handlung:

Nach außen hin ist der 16-jährige Zach Abram ein Junge wie jeder andere. Doch niemand ahnt, dass der junge Mann, der immer wieder an einer neuen Highschool auftaucht und dort sehr schnell Freundschaften schließt, eigentlich ein eiskalter Auftragskiller ist. Genau das ist aber Zachs Alltag, seit seine Eltern von einem eben jener jugendlichen Assassinen getötet wurde, als er gerade einmal 11 Jahre alt war. Fortan ist Zach Teil eines streng geheimen Programms, das Kinder zu Auftragsmördern ausbildet. Die Leiter des Programm nennt er Mum und Dad, statt Liebe und Fürsorge zu erfahren, lernt er zu kämpfen und zu töten. Doch Zachs neuester Auftrag ist nicht so einfach, wie die bisherigen, denn zum ersten Mal kommt ihm etwas ganz Unerwartetes in die Quere: seine Gefühle.

Eigene Meinung:

“Boy Nobody” besticht schon auf den ersten Blick durch sein stimmiges Cover. In düsteren Hintergrundfarben erhebt sich da die Silhouette einer Stadt; den größten Raum aber nimmt ein Fadenkreuz ein, in dessen Inneren jemand um sein Leben zu Laufen scheint. Die Schrift ist als Kontrast hierzu klar und übergroß dargestellt, der Titel ist mit seinem von rot zu orange wechselnden Farbverlauf gewollt dramatisch und unterstreicht das thrillerhafte des Romans. Autorenname und Untertitel sind bis auf das Wort “Mörder” wieder in unscheinbarem Grau gehalten. Nimmt man den Schutzumschlag ab, so setzt sich die gekonnte Gestaltung auch dort fort. Die eigentliche Buchoberfläche ist orange und auch hier prangt das Fadenkreuz; jedoch schon mit einem Einschussloch. Eine weitere Besonderheit sind die Kapitelüberschriften, die – anders als bei den meisten Romanen – fest zum jeweiligen Kapitel gehören und es nicht bloß überschreiben. So bildet jeder erste Satz eines Kapitel quasi auch dessen Titel – ein geschickter Schachzug, wie ich finde.

Zach ist ein Protagonist, wie man ihn nicht oft erlebt. In der Ich-Form erzählt er aus seinem Leben und man hat als Leser ständig das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Denn Zach hat natürlich nicht den typischen Alltag eines Teenagers, sondern erledigt mit einer Vielzahl an tödlichen Waffen seinen Job. Mit seinen Auftraggebern steht er durch die neueste Technik in Verbindung – Technikfans werden an dem Roman wirklich ihre Freude haben. Und obwohl Zach ein eiskalter Killer ist, der vor nichts zurückschreckt, gelingt es dem Autor doch, den Leser für seinen Antihelden einzunehmen. Denn nach und nach erfährt man jede Menge über die Vergangenheit des Jungen und entwickelt fast so etwas wie Verständnis dafür, wie er in diese Lage kommen konnte.

Sein neuester Auftrag stellt Zach jedoch vor eine ungewohnt schwierige Aufgabe: über Sam, die Tochter des Bürgermeisters, soll er sich eben jenem nähern und ihn schließlich aus dem Weg räumen. Doch an Sam beißt auch Zach sich die Zähne aus, denn sie scheint ebenso misstrauisch und kühl wie er selbst zu sein. Nur langsam nähern sich die beiden an und auch zu ihrem Vater findet Zach nach und nach einen Draht. Ein wenig erinnert er ihn sogar an seinen eigenen Vater, den er kurz vor seinem Tod das letzte Mal gesehen hat. Die Zeit scheint dem jungen Auftragsmörder davon zu rennen und seine eigentliche Aufgabe will ihm so gar nicht von der Hand gehen. Schließlich werden auch “Mum” und “Dad” auf Zachs Zögern aufmerksam und drängen ihn, seine Loyalität zum Programm zu beweisen: indem er nun nicht den Bürgermeister, sondern Sam selbst eliminieren soll, zu der er gerade erst ein zartes Band geknüpft hat.

Allen Zadoffs Schreibstil ist eindringlich und reißt den Leser von der ersten Seite an mit. In kurzen, gedrungenen Sätzen hetzt er durch die Ereignisse, die sich beinahe überschlagen. Bald weiß man selbst nicht mehr, wem man noch Vertrauen schenken kann und was richtig und was falsch ist. Der Schluss des Romans kommt plötzlich und mir persönlich ein wenig zu schnell. Die Handlung, die mühsam aufgebaut wurde, wird in wenigen Kapiteln komplett gedreht und der Leser erlebt eine Vielzahl von Überraschungen. Vieles muss deshalb auch unabgeschlossen bleiben, Details erfährt man wohl erst in Band 2 – sicherlich vom Autor so gewollt, für den Leser aber einfach nur unbefriedigend. Lieber hätte sich Allen Zadoff hier noch 100 Seiten mehr gegönnt, dafür aber nicht so überstürzt geendet. Dennoch ist “Boy Nobody” eine Reihe, die es sich zu verfolgen lohnt.

Fazit: ein durchaus spannender Jugendthriller, der am Ende leider etwas schwächelt