Rezension

Spannender Auftakt einer Reihe von Kriminalromanen im München der Nachkriegszeit

Das doppelte Gesicht
von Heidi Rehn

Bewertet mit 5 Sternen

München, 1945: Als die in weiten Teilen zerstörte Stadt nach Kriegsende ins Chaos versinkt, erschüttert eine merkwürdige Mordserie an Kriegsheimkehrern die Stadt. Der unerfahrene Ermittler Emil Graf soll im Auftrag der amerikanischen Alliierten die Aufklärungsarbeit leisten. Dabei stolpert er immer wieder über die junge Reporterin Billa Löwenfeld, die 1938 nach Amerika geflohen und nun nach München zurückgekehrt ist. Irgendwie scheint es einen Zusammenhang zwischen den Toten und der Reporterin zu geben…

 

 

Meine Meinung:

Der Kriminalroman, der der Auftakt einer Serie mit fünf geplanten Bänden ist, hat mich direkt von Anfang an gefangen genommen. Durch die packende Erzählweise, die abwechselnd aus unterschiedlichen Perspektiven erfolgt, z.B. aus denen von Billa und Emil, entsteht ein sehr gelungener Spannungsbogen, der am Ende wie bei einem sehr guten Film zu einem Showdown führt.

Das Ende war für mich durchaus überraschend, aber es war sehr stimmig und glaubwürdig angelegt.

Die handelnden Personen haben mir gut gefallen. Billa und Emil waren mir gleich sympathisch. Gleichzeitig sind sie als komplexe und tiefgründige Charaktere angelegt, die jeweils ihr Päckchen zu tragen haben. Es bleiben auch noch einige Frage zur Vergangenheit der beiden und ihrer Motivation offen, die hoffentlich in den nächsten Teilen der Serie geklärt werden.

Neben den Protagonisten sind auch die Nebenfiguren sehr glaubwürdig ausgearbeitet. Sehr gut gefallen haben mir z.B. der amerikanische Chef von Emil, Joe, der ihn eingestellt hat und ihm das Rüstzeug guter Ermittlungs- und Polizeiarbeit vermittelt, oder Sam, ein amerikanischer GI, der als väterlicher Freund von Billa agiert.

Neben der spannenden Handlung und den gut angelegten Charakteren fand ich es ganz herausragend, wie man „ganz nebenbei“ vieles über die Situation in München – und in Deutschland generell – nach dem zweiten Weltkrieg erfahren hat. Es ist schon bezeichnend, wie viele Leute mit den Nazis nichts zu tun haben wollten und angeblich alle im Widerstand aktiv waren… Man merkt deutlich, wie gut die Autorin recherchiert hat und wie sie dieses Wissen nebenher einfließen lässt. Dabei kommt sie nie oberlehrerhaft oder mit erhobenem Zeigefinger daher.   

 

 

Fazit:

Ich habe diesen spannenden extrem fundiert recherchierten historischen Krimi sehr gerne gelesen und konnte ihn, als ich einmal angefangen hatte, praktisch nicht mehr aus der Hand legen. Ich freue mich schon auf die nächsten Teile und bin schon ganz gespannt, wie es mit Billa und Emil weitergeht!