Rezension

Spannend und berührend

Stille Verdrängung -

Stille Verdrängung
von Corina Brosch

Bewertet mit 5 Sternen

„...Es gab etwas, was Maik von allen anderen Schülern unterschied. Er war von Geburt an gehörlos. Man hatte bis heute die Ursache nicht klären können...“

 

Genau wie seine Klassenkameraden freut sich Maik auf die Fete anlässlich des bestandenen Abiturs Seine Eltern hatten ihm das Sprechen beigebracht. Außerdem ist er fast perfekt im Lippenlesen. Er ist stolz auf die erreichte Leistung.

Noch ahnt er nicht, dass die kommende Nacht sein Leben völlig aus der Bahn werfen wird. Sein bester Freund inszeniert eine Vergewaltigung und zwingt ihn mitzumachen.

Die Autorin hat einen spannenden Roman geschrieben. Darin gibt sie mir als Leser einen vielfältigen Einblick in die Welt der Gehörlosen.

Nach dem Feier bricht Maik alle Brücken hinter sich ab. Er will vergessen. Er geht zum Studium der Psychologie nach Berlin.

 

„...Er konnte sich unglaublich gut in andere Menschen einfühlen und das war der Grund, warum er Psychologie studierte...“

 

Der Schriftstil ist ausgereift. Er sorgt für die hohe innere Spannung der Geschichte.

Da ist zum einen eine Freundschaft mit Kate. Alles scheint perfekt zu funktionieren. Doch es gibt Kleinigkeiten, die schwierig zu deuten sind.

Dann erscheint Maiks jüngerer Bruder in Berlin. Dadurch findet Maik zwar zurück zu seiner Familie, verschweigt aber, warum er einst wirklich gegangen ist.

Maik lernt in Berlin eine junge Frau kennen, die ihn mit der Gebärdensprache vertraut macht.Sie wundert sich, dass er nichts davon wusste. Seine Mutter begründet das so:

 

„...Ich wollte, dass du die Chance hast, mit der Welt zu kommunizieren, indem du sprechen lernst. Wir haben uns dann auch informiert und festgestellt, dass nur sehr wenige Menschen die Gebärdensprache verstehen...“

 

Hinzu kam, dass die Eltern mit einer Menge an Vorurteilen über Gehörlose konfrontiert wurden. Die hat Maik in der Schule auch zu spüren bekommen. Doch er hatte Freunde, die zum ihm hielten – bis sie zur Abiturfeier eine ganz andere Seite von sich zeigten.

Einige Jahre später ist Maik ein erfolgreicher Psychologe. Plötzlich holt ihn seine Vergangenheit ein. Er wird erpresst.

In der Zeit lernt Maik Lily kennen. Die junge Frau ist ebenfalls gehörlos, gibt sich aber sehr selbstbewusst. Sie ist stolz darauf, dass die Gehörlosen eine eigene Sprache und eine eigene Kultur haben.

 

„...Auch wenn wir nur eine sprachliche und eine kulturelle Minderheit sind, sind wir eine unglaubliche Bereicherung. Deshalb stehen wir auch dafür ein, unsere Sprache und unsere Kultur zu schützen...“

 

Ab und an darf ich als Leser einen Blick in die kranke Seele des Erpressers werfen. Sein Statement wird kursiv abgedruckt. Seine Motivation wird allerdings erst bei der Konfrontation mit Maik endgültig klar. Sein Credo allerdings ist:

 

„...Ignoranz erzeugte Angst. Angst erzeugte Hass. Hass erzeugte Gewalt...“

 

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Durch ihre vielfältigen Facetten ist sie nicht nur spannend und unterhaltend. Sie lässt mich auch nachdenklich zurück,