Rezension

Sommerwind

Der Brand -

Der Brand
von Daniela Krien

Bewertet mit 4 Sternen

Der geplante und durchorganisierte Urlaub platzt und beinahe scheint es so als wäre damit auch ihre langjährige Ehe perdu. Doch als ihre mütterliche Freundin Ruth mitteilt, Viktor habe einen Schlaganfall erlitten und sie wolle mit ihm in die Reha, sagt Rahel sofort zu, auf dem Hof der beiden einzuhüten. Ihr Mann Peter ist überrascht und etwas lustlos. Drei Wochen liegen vor Rahel und Peter, in denen sie auf sich selbst zurückgeworfen werden. Nur ein paar Stunden von Dresden entfernt liegt das Anwesen, auf dem es zwar viel zu tun gibt, in einer Gegend, in der man nicht viel unternehmen kann. Können Rahel und Peter wieder einen Weg zu einer wenigstens freundschaftlichen Co-Existenz finden.

 

Ein Ehepaar in einem mittleren Alter, in dem es für Paare mitunter heißt, gehen oder bleiben. Können Rahel und Peter die unverhoffte Auszeit in Brandenburg nutzen, um ihrer Ehe wieder eine Basis zu geben. Was würden ihre beiden Kinder sagen, wenn die Eltern sich trennten? Selma war für Rahel eher ein Problemkind, während Simon einfach seinen Weg geht. Doch Selma ist es, die selbst eine Familie gegründet hat. Rahel, deren Mutter ihr nie gesagt hat, wer ihr leiblicher Vater ist, muss mit dieser Leerstelle leben.

 

Auf sanften Schwingen gleitet Rahel durch den Urlaub. Als Leser ist man etwas unschlüssig, ob hier die sommerliche Ruhe in eine Ehe einkehrt oder ob eine gewisse Melancholie, die über allem liegt, dazu führt, dass die Ehegatten den Schritt zur Trennung gehen. Mal angedeutet, mal klar herausgestellt, wird Rahels Vergangenheit und die ihrer Ahnen beleuchtet. Wieso ist sie so? Die Vergangenheit kann sicher einiges erklären, aber nicht alles entschuldigen. Es entsteht der Eindruck, dass der Fokus etwas mehr auf der weiblichen Sichtweise liegt. Besonders auf Rahels Blickwinkel, die ihrem Mann wieder näherkommen möchte und auch ihre Sehnsucht nach einem Vater stillen möchte. Ein stilles kleines Büchlein, das trotz oder gerade wegen seiner ruhigen Darstellung eines ländlichen Sommers zum Nachdenken und selbst Reflektieren einlädt.