Rezension

Sollte Pflichtlektüre in Schulen werden

Schwarzes Herz
von Jasmina Kuhnke

Bewertet mit 5 Sternen

Knallhart und ungeschönt erzählt Jasmina Kuhnke die Geschichte einer Schwarzen, namenlosen Frau, die in Deutschland mit Rassismus und Sexismus aufwächst und die ständige Herabwürdigung und Diskriminierung irgendwann so verinnerlicht, dass sie ohne jegliches Selbstwertgefühl in eine scheinbar ausweglosen Situation gelangt: Mit zwei Kindern und ohne abgeschlossene Berufsausbildung lebt sie mit ihrem gewalttätigen Partner zusammen. Mit viel Kraft kämpft sie sich selbst aus dieser Lage.

Die Geschichte springt atemlos zwischen verschiedenen Altersstufen der Protagonistin hin und her, sodass sich nach und nach ein immer komplexeres und erschreckenderes Bild ihrer Erlebnisse und Erfahrungen aufbaut. So führt das Buch direkt vor Augen, welche krassen Auswirkungen die ständige Diskriminierung hat. Besonders erschreckend ist das Verhalten derer, die eigentlich helfen und fördern sollen. Da ist beispielsweise der Sportlehrer, der die Protagonistin trotz herausragender Leistungen schlechter bewertet, weil er irgendwas von der unterschiedlichen Anatomie Schwarzer und Weißer Menschen schwurbelt. Oder die Krankenschwester, die sich weigert, ihren Job zu machen und der Protagonistin zu helfen, weil sie nach eigener Aussage Schwarze Menschen nicht gerne anfasse.

Die Autorin zeigt klug, anschaulich und schonungslos, jedoch ohne dabei auf die Tränendrüse zu drücken, wie die Protagonistin unter struktureller Diskriminierung leidet und welche Kraft es kostet, damit umzugehen und sich aus der Opferrolle zu befreien. Besonders Menschen, die solche Erfahrungen im Alltag (zum Glück) selbst nicht machen müssen, profitieren von der Lektüre und erhalten wichtige und schockierende Einblicke. Das Buch sensibilisiert und sollte möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden, z.B. in der Schule.