Rezension

So viele Möglichkeiten verschwendet

Die stummen Wächter von Lockwood Manor - Jane Healey

Die stummen Wächter von Lockwood Manor
von Jane Healey

Bewertet mit 2 Sternen

Zum Inhalt:
Es ist 1939 und deutsche Bombenangriffe bedrohen London. Das Natural History Museum wird evakuiert und die Säugetiersammlung zum Herrenhaus Lockwood Manor gebracht. Der Kuratorin Hetty Cartwright, die die ausgestopften Tiere begleitet, wird vom Major Lockwood für die Dauer des Krieges Unterkunft gewährt. Doch der Aufenthalt gestaltet sich nicht einfach: Einzelne Tiere verschwinden, seltsame Gestalten wandeln durch die Flure und Lucy Lockwood, die Tochter des Majors, scheint mit Dämonen ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Während Hetty sich auf die Suche nach den abhanden gekommenen Tierpräparaten macht, ahnt sie noch nicht, welche Geheimnisse der Familie sie dabei aufdeckt...

Meine Leseerfahrung:
Als ich den Klappentext gelesen hatte, dachte ich nur an ein mysteriöses Herrenhaus in England, an Grusel und Schauer, an alte - womöglich schockierende - Familiengeheimnisse und interessante Charaktere voller Überraschungen. Und eigentlich war das alles vorhanden, nur leider nicht in der nötigen Dosierung, was dazu führte, dass der Roman stellenweise viel zu langatmig wurde. Ich wäre schon dankbar gewesen, wenn sich die Story ins Phantastische entwickelt hätte, aber selbst das lag der Autorin anscheinend nicht im Möglichen.

Dabei war der Erzählstil völlig in Ordnung und auch die zwei Erzählstränge aus der Sicht von Hetty und Lucy, die sich abwechselten, waren angenehm zu lesen und ergänzten sich wunderbar. Doch auch nach der Hälfte des Buches kam nicht wirklich Spannung auf. Und mit Aufklärung einiger seltsamer Begebenheiten flachte auch die Story ab und es geschah kaum noch etwas Interessantes im Herrenhaus. Das einzige innovative war dann vielleicht noch die zarte Liebesromanze, die sich langsam entwickelt hat. Aber die war dann wiederum nicht dermaßen fesselnd, dass man wenigstens einen Grund gehabt hätte, um weiterzublättern.

Mit dem relativ zufriedenstellenden Ende hatte ich dann auch nicht mehr gerechnet. Vielmehr hatte ich bei der ganzen katastrophalen Zusammenstellung der Storykomponenten zum Schluss eine entsprechende nervtötende Tragödie erwartet. Aber selbst das erzwungen konstruierte Happy End vermag nicht die Schwächen zu retten, die das Buch durchgehend aufweist. Schade um die Zutaten, das Gericht ist leider verhunzt worden, obwohl dem Ganzen so ein gutes Rezept zugrunde lag.

Fazit:
Ein Buch, das mit allen verwendeten Storyelementen so viel Potential hatte, aber weit hinter seinen Möglichkeiten geblieben ist. Für mich ist es leider eine Zeitverschwendung gewesen und mein persönlicher Flop des Jahres 2020.