Rezension

So lernen unsere Kinder Lesen und Schreiben

Wie Kinder lesen und schreiben lernen - Ursula Bredel, Nanna Fuhrhop, Christina Noack

Wie Kinder lesen und schreiben lernen
von Ursula Bredel Nanna Fuhrhop Christina Noack

Bewertet mit 4 Sternen

In der heutigen Zeit scheint es sinnvoll, ein solches Buch heraus zu bringen. In Zeiten ernüchternder Pisa-Studien, die uns unsere Defizite aufzeigen. Die Adressaten sind allerdings nicht die Schüler, sondern Eltern und Lehrer, also diejenigen, die den Kinder das Lesen und Schreiben beibringen wollen und sollen.
Das Buch beschäftig sich zum größten Teil mit den Unterschieden der Schriftlichkeit und der Mündlichkeit und den daraus resultierenden Missverständnissen beim Schriftspracherwerb. Die drei Autorinnen sind allesamt Professorinnen für die deutsche Sprache und/oder ihre Didaktik und überrollen den Laien mit geballten Fachwissen. Für Eltern, die nicht zufällig vom Fach sind, ist dieses Buch zwar auch zu verstehen, aber es ist eine sehr anstrengende Lektüre.

In insgesamt sechs Kapiteln versuchen die Autorinnen der Leserschaft zu vermitteln, wie Kinder Lesen und Schreiben lernen. Viel Raum nimmt dabei die Erklärung ein, wie die deutsche Sprache überhaupt funktioniert. Zunächst mag man sich vielleicht fragen, warum dies überhaupt erklärt wird, denn jeder, der dieses Buch liest, der wird die deutsche Sprache ja beherrschen, aber bei genauerem Hinsehen wird einem schnell klar, dass einem vieles einfach überhaupt nicht bewusst ist, was Kinder in ihrem Lernprozess leisten. Vor allem der Weg von der mündlichen Sprache zum Schriftlichem ist ein weiter und mit vielen Unterschieden gespickt. So wird zum besseren Verständnis anhand des Textes "Nordwind und Sonne" der Weg von der Hinhörschreibung zur Zielschreibung durch viele Beispiele und noch mehr Fachbegriffe erläutert.
Nachdem einem also schließlich bewusst sein dürfte, was für einen weiten Weg Kinder bewältigen müssen um Lesen und Schreiben zu lernen, wird in weiteren Kapiteln dargelegt, wie der Schriftspracherwerb schließlich funktioniert, dass er nämlich zum einen völlig ungesteuert abläuft, zum anderen aber durch bewusst geförderte Lernprozesse gesteuert wird. Außerdem widmet sich das Buch noch dem Thema des Zweitschrifterwerbs und der Fehler und Störungen, die heutzutage scheinbar häufiger auftreten. Zum Schluss gibt es noch ein paar kurze Sätze zur Schriftsprachförderung über das Fach Deutsch hinaus.

Insgesamt fand ich die Lektüre sehr anregend und interessant, an vielen Stellen aber auch einfach ein wenig anstrengend, weil viele Fachkenntnisse einfach vorausgesetzt werden, die der Leser vielleicht gar nicht hat, zumindest nicht, wenn Eltern dieses Buch lesen, die keine Fachkenntnisse innehaben. Ob Lehrern dieses Buch weiterhilft vermag ich nicht recht zu beurteilen. Eigentlich denke ich, dass Lehrer die Kenntnisse über den Schriftspracherwerb bereits haben müssten, andererseits weiß ich allerdings um die Probleme, die bei der Lehrerausbildung vor allem im Bereich der Didaktik vorliegen.
Für alle Interessierten ist dieses Buch allerdings eine empfehlenswerte Lektüre, egal ob mit oder ohne Fachkenntnisse, ohne sei nur zu erwähnen, dass man sehr genau und aufmerksam lesen muss und einen keine leichte Lektüre für zwischendurch erwartet.