Rezension

Sein und Schein

Natchez Burning - Greg Iles

Natchez Burning
von Greg Iles

Inhalt:

Ein packender Thriller über Liebe, Schuld und Sühne

Penn Cage, Bürgermeister von Natchez, Mississippi, hat eigentlich vor, endlich zu heiraten. Da kommt ein Konflikt wieder ans Tageslicht, der seine Stadt seit Jahrzehnten in Atem hält. In den sechziger Jahren hat eine Geheimorganisation von weißen, scheinbar ehrbaren Bürgern Schwarze ermordet oder aus der Stadt vertrieben. Nun ist mit Viola Turner, eine farbige Krankenschwester, die damals floh, zurückgekehrt – und stirbt wenig später. Die Polizei verhaftet ausgerechnet Penns Vater – er soll sie ermordet haben. Zusammen mit einem Journalisten macht Penn sich auf, das Rätsel dieses Mordes und vieler anderer zu lösen.

Meine Meinung:

Natchez Burning ist der 1. Teil einer Trilogie und umfasst gut 1000 Seiten (puuuuh). Greg Iles hat es zwar vor allem in der ersten Hälfte nicht geschafft, die Spannung durchweg aufrecht zu erhalten, sie wurde dann aber immer durch sehr interessante Rückblenden ins Mississippi der 60er Jahre abgelöst, so dass der Lesespaß nicht beeinträchtigt wurde.

Genannte Rückblenden offenbaren Unvorstellbares aus dem Leben von Farbigen im Süden der USA. Der allgegenwärtige Rassismus bis hin zur Polizei und den Gerichten, der mir immer wieder vor Augen führt, wie furchtbar es gewesen sein muss, die „falsche“ Hautfarbe zu haben, Freiwild zu sein, den Weißen ausgeliefert, ohne den Hauch einer Chance, von der Polizei oder den Gerichten geschützt zu werden. Und trotzdem haben viele den Mut gefunden, dagegen anzukämpfen. Vor solchen Menschen kann man nur den Hut ziehen. Die vielen, vielen Verknüpfungen einzelner Gegebenheiten und Personen bis hin zu den Morden an John F. Kennedy und Martin Luther King machen es manchmal allerdings etwas schwierig den Überblick zu behalten.

Greg Iles‘ Beschreibungen sind so lebendig, dass ich mir diese typischen Südstaaten-Szenen richtig gut bildlich vorstellen konnte: ein paar Rednecks mit einer Dose Bier in der Hand beim Barbecue, die Moskitos schwirren herum, Rassenhass und Rumgeballere. Häufig fühlte mich da an den Film „Mississippi Burning“ erinnert, aber nicht im negativen Sinne, dass irgendwas abgekupfert wäre. Vielmehr zeigen Buch und Film beide übereinstimmend das Leben im rassenfeindlichen Süden.

Rasant wurde dann die zweite Hälfte des Buches (ungefähr), die in einem explosiven Showdown gipfelte, der allerdings ein wenig unrealistisch war. Aber egal, spannend war’s :)!

Leider bleiben noch viele Fragen offen und ich befürchte, es wird schwierig alles bis zum Erscheinen des nächsten Bandes zu behalten.

Fazit:

Ein interessanter Thriller für alle, die sich für das leider immer noch brisante Thema Rassismus in den USA der 1960er Jahre interessieren, der mich trotz kleiner Schwächen durchweg gut unterhalten hat – auch wenn man hier und da vielleicht etwas hätte kürzen können