Rezension

Sei vorsichtig mit deinen Wünschen - sie könnten sich erfüllen...

Alle meine Wünsche - Grégoire Delacourt

Alle meine Wünsche
von Grégoire Delacourt

Jocelyn lebt ein äußerlich unscheinbares Leben: Sie führt einen Kurzwarenladen, ihr Mann ist Fabrikarbeiter, die beiden erwachsenen Kinder sind aus dem Haus. Ausnahmsweise spielt Jocelyne im Lotto und gewinnt über 18 Millionen. Nun hat sie die Chance, ihr Leben zu verändern, doch sie ist skeptisch: Ihr ist sehr bewusst, dass ein neuer Lebensstil die Grundlage ihres Lebens nicht nur verändern, sondern zerstören würde. So wartet sie zunächst ab, sagt niemandem etwas von dem Gewinn und überlegt für sich allein, was sie denn wirklich möchte, welche Wünsche sie hat und was sie zu ihrem Glück braucht. Plötzlich wird ihr allerdings die Entscheidung aus der Hand genommen und sie kann nur noch reagieren...

Dass auch dieses äußerlich so unscheinbare Leben seine Geschichte hat, wird aus Jocelynes Gedanken deutlich: Die Beziehung zu ihrem Mann ist nicht einfach, er hat sie oft körperlich und seelisch misshandelt, und dennoch haben die beiden zu einer Gemeinsamkeit gefunden. Auch die Totgeburt ihres dritten Kindes und die unterschiedlichen Wege der Verarbeitung gehören dazu. Jocelyne ist sehr selbstkritisch und reflektiert ihre Handlungen und ihr Leben. Die Gedanken über das Glück sind philosophisch. Die Banalität, dass man Glück nicht kaufen kann, ist jedem bekannt; dennoch würden wohl fast alle Menschen einen hohen Gewinn ohne Zögern abholen. Jos Äußerungen haben mich zum Nachdenken über meine Lebenssituation angeregt und über das, was mir in meinem Leben wirklich wichtig ist.

Das Buch gibt Impulse zur Selbstreflexion, dies aber auf eine leichte, indirekte Weise. Die Protagonistin ist sympatisch und anrührend, die Stimmung melancholisch. Besonders fasziniert haben mich die Beschreibungen der Filme von Jos Tochter - die würde ich wirklich gern sehen. Etwas schade fand ich es, dass nichts aus Jos blog zu lesen war, denn aus den Reaktionen wird deutlich, dass ihr hier eine echte Kommunikation mit ihren Lesern gelingt und sie anderen Lebensmut vermittelt, den sie selbst nur schwer aufbringt.

Alles in allem: Die Lektüre hat mich angesprochen und ich habe das erste Buch des Autors Grégoire Delacourt auf meine Leseliste gesetzt.