Rezension

Sehr verwickelt, toll erzählt

Die vierte Schwester -

Die vierte Schwester
von Kate Atkinson

Bewertet mit 5 Sternen

Erst kürzlich habe ich Jackson Brody entdeckt und stolpere hier nachträglich über seinen ersten Fall. Das macht aber nichts, man muss die Bücher nicht chronologisch lesen.

Eigentlich müsste man sogar besser von „Fällen“ sprechen. Privatdetektiv Jackson bekommt direkt mehrere Aufträge, die weit in die Vergangenheit zurückreichen.

1970 verschwand die kleine Olivia spurlos. Ihre Schwestern fragen sich noch immer, was ihr wohl zugestoßen ist. Und es war 1994, als Theos Tochter Laura ermordet wurde. Bis heute weiß er nicht, warum und von wem.

Diese Geschichte ist komplex. Es wird einiges Personal vorgestellt in der Vergangenheit und in der Gegenwart, ihre Situation und ihre Familien gründlich beleuchtet, auch Jackson selbst. Jackson scheint verfolgt zu werden...
Man weiß lange nicht, wie hier die einzelnen Episoden zusammenhängen, ist aber trotzdem maximal gefesselt. Kate Atkinson schreibt wunderbar, ihre Beschreibungen sind treffend und originell, ihre Figuren alle erlesen gezeichnet. Selbst wenn sie erlesen langweilige Gestalten sind, machen sie noch immer Spaß, vielleicht sogar gerade dann.

Wer prickelnden Thrill und Hochspannung sucht, ist hier falsch. Dieses Buch ist mehr ein sogfältig komponiertes Puzzle, wobei man lange liebevoll die Vorlage betrachtet hat, die Randsteine sortiert und sich geduldig vorarbeitet.

13 Stunden, 6 Minuten dauert das Hörbuch, das von Matthias Hinz sehr schön gelesen wird, auch wenn man ab und an versucht ist, die Sprechgeschwindigkeit zu erhöhen. Außerdem ist es manchmal nicht ganz leicht, die Zeitsprünge zu verstehen, dazu wären etwas größere Pausen beim Beginn einer neuen Szene hilfreich.

Ein großer Spaß ist es trotzdem. Es ist ein Buch zum Genießen und dann direkt nochmal Hören. Ganz sicher entdeckt man dann noch viele feine Details, die einem beim ersten Mal entgangen sind.