Rezension

Schwierige Kindheit

Das achte Kind -

Das achte Kind
von Alem Grabovac

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser autobiographisch geprägte Roman des Autors Alem Grabovac erzählt von seiner Kindheit und seinem Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen. Seine Mutter Smilja, geboren in einem kleinen Gebirgsdorf im kroatischen Hinterland, aus armen Verhältnissen stammend, sehnte sich nach einem besseren Leben in Deutschland. Sie schaffte es schließlich auch nach Deutschland, da sie eine Anstellung in einer Schokoladenfabrik fand. 1973 begegnete Smilja Alems Vater, Emir Grabovac. Doch das Glück der beiden währte nicht lange und die Probleme gingen los, denn Emir war ein Säufer, ein Lügner und Betrüger. Schweren Herzens gab Smilja ihren Sohn Alem in eine Pflegefamilie. Sie hatte mit dieser Entscheidung zu kämpfen, wünschte sich aber ein besseres Leben für ihren Sohn. Alem kam in die Pflegefamilie von Marianne und Robert Behrens, die selbst schon sieben Kinder hatten und sich unter der Woche bereits um vier Pflegekinder kümmerten. Nachdem Alems Vater Emir ein Kleinganove und Taugenichts war, hatte Alem es nun mit einem Nazi als Pflegevater zu tun. Alem blieb sehr lange bei der Familie Behrens und wurde zu ihrem "achten Kind". Auch Alems Mutter Smilja fand einen neuen Freund, der sich aber auch als gewalttätiger Säufer entpuppte und auch Alem verprügelte, wenn dieser seine Mutter besuchte.

All das sind keine guten Voraussetzungen für eine glückliche Kindheit und ein gesundes und wohlbehütetes Aufwachsen. Doch Alem setzte sich durch, studierte in München, London und Berlin Soziologie, Politologie und Psychologie und lebt heute mit seiner Familie in Berlin. In seinem Roman schildert er schonungslos die Schwierigkeiten seiner Kindheit, in einer sachlichen und nüchternen Sprache, die aber trotzdem jegliche Emotionen wie Wut, Verzweiflung, Zerrissenheit und Trauer rüberbringt. Alem erlebte einige schöne Momente mit seiner Pflegefamilie, doch diese guten Seiten wurden auch immer mehr von der nationalsozialistischen Einstellung der Familie Behrens überschattet. Jahrelang wusste Alem nicht, dass sein Vater Emir noch lebte, als er in die Pflegefamilie kam. Seine Mutter Smilja erzählte ihm nämlich, dass Emir tot sei. Und schließlich war da auch noch der neue Freund von Smilja, ein gewalttätiger Säufer, der Smilja und auch Alem verprügelte. Erst Jahre später erfuhr Alem von seiner Mutter, dass sein Vater Emir noch lebte, als sie ihn in die Pflegefamilie Behrens gab. Alem nutzt dies als Chance, seine eigene Geschichte aufzuarbeiten.

Diesen Roman empfand ich als einen Versuch Alem Grabovacs, mit seiner Kindheit und seiner Vergangenheit abzuschließen. Es ist ein bedrückendes aber gleichzeitig sehr wichtiges Buch, denn ich bin überzeugt davon, dass viele Gastarbeiterkinder ein ähnliches Schicksal wie Alem erleiden mussten. Mich hat das Buch auf jeden Fall sehr beschäftigt und zum Nachdenken angeregt. Leseempfehlung!