Rezension

Schwestern, so nah und doch so fern

So wie du mich kennst -

So wie du mich kennst
von Anika Landsteiner

Bewertet mit 4 Sternen

          Wie gut kennen wir unsere Nächsten? Das ist die vorrangigste Frage, die ich mir nach der Lektüre stellte.

Karla und Marie sind Schwestern, die trotz der großen Entfernung eine innige Beziehung zueinander behalten hatten. Während Maries Lebensweg nach New Yok führte, blieb Karla im beschaulichen Unterfranken in der Nähe der Eltern. Es war scheinbar alles in Ordnung bis zu dem furchtbaren Unfall, der dazu führte, dass die ältere Schwester (Karla) die jüngere Schwester (Marie) in einer Urne nach Hause brachte. Nach der Trauerfeier flog Karla erneut nach New York, um die Wohnung ihrer Schwester aufzulösen. Dabei stieß sie auf ein Geheimnis, dass ihren Blick auf die erfolgreiche, selbstbewußte Marie weitete. Sie beginnt ihre beiden Leben, ihr Verhältnis zueinander zu hinterfragen.

Mich machten Klappentext, Leseprobe und Cover gleichermaßen neugierig auf die Geschichte der beiden ungleichen Geschwister. Die Leseprobe endete mit einem massiven Cliffhanger und hinterließ bei mir große Neugier und eigentlich eine gänzlich andere Erwartung, die mehr in Richtung Krimi ging. Häppchenweise wird erzählt, worauf Karli im New Yorker Appartment der verstorbenen Schwester Marie gestoßen war. Es wirft sie ganz schön aus der Bahn, dass die geliebte Person, ihre Seelenverwandte ihr doch nicht alles anvertraut hatte. Sie möchte Erklärungen finden, in dem sie New York mit den Lebensspuren der Schwester zu füllen beginnt. Dabei waren ihre Handlungen für mich nicht immer nachvollziehbar.

S. 188 „Ich weiß, dass ich Erklärungen suche, die die Komplikationen des Lebens einfach herunterbrechen...Und dann suche ich einen grünen Knopf, den ich drücken kann. Neustart.“

Erst die Sicht Maries aus der Vergangenheit brachte Licht ins Dunkel.

Sehr schön fand ich die Erkenntnis:
„Warum reden wir den ganzen Tag und erzählen uns doch so wenig?“ S. 333

Fazit:
Anika Landsteiner erzählt empathisch, authentisch, nah am Leben! Aber: Durch die vielen Nebenschauplätze kamen die ernsthaften, bewegenden Probleme nicht genug zum Tragen. Der den ganzen Roman durchziehende Konflikt - Gewalt gegen Frauen - , ist mir zu diffus herausgearbeitet.
Das Cover finde ich ungewöhnlich, wie aus der Zeit gefallen (50er Jahre?). Es hat für mich den Anschein eines gemalten Bildes. Es paßt nur nicht für die beiden Schwestern, die doch moderne, gegenwärtige Frauen sind. Außerdem ist Karla blond und sieht der Schauspielerin Claire Danes ähnlich.

Ich gebe meine Lese- und Kaufempfehlung und bewerte mit vier von fünf Sternen.