Rezension

Schwarzer Humor, geistreich-schräg

Nichts als Gutes -

Nichts als Gutes
von Stefan Slupetzky

Bewertet mit 5 Sternen

 

Über seinen Kriminalroman „Im Netz des Lemming“ lernte ich den Autor kennen und lieben. Der ganz eigene spöttisch-bissige Humor von Stefan Slupetzky trifft mitten in mein Humorzentrum. Und so erging es mir auch mit „Nichts als Gutes“, einer Sammlung von fiktiven Grabreden. Der Autor beherrscht perfekt die Kurzform des biographischen Erzählens, wobei diese Miniaturen eine teilweise perfide, teilweise komisch-traurige Erweiterung finden, indem der Grabredner manchmal von sich selbst verrät, was wohl besser nicht gesagt hätte werden sollen.

 

Eine besondere Freude ist es, das Vorwort zu lesen. Geschärfte Gedanken, in dezentem Humor verpackt, über das Kommen und Gehen menschlichen Lebens. Dazwischen, wie zwischen zwei Buchdeckeln, klemmt das Leben. Und dem Grabredner obliegt es, über dieses Leben eine Rezension abzugeben. Und, wie auch im echten Leben, gehen die Rezensionen oft am Thema vorbei, offenbaren Nicht-Verstehen, sind zu lang oder zu kurz oder zitieren faul die Klappentexte, die, wie wir alle wissen, oftmals halbherzig oder falsch-verführend formuliert wurden, vielleicht vom Verstorbenen selbst noch zu seinen Lebzeiten. Herrlich ist die Grabrede für ein „Standbein des Katasterarchivs“ zu lesen, einen Mann, an den sich tatsächlich niemand erinnert. Oder die letzte Rede für den „Mann der Nudel“ oder für den „Schützenkönig bei Samenglück“. Oder die Rede eines Autisten, der genau 165.228 Mal das Lachen der Verstorbenen gehört hatte. Allesamt wunderbar schräge Ideen, die uns hier Stefan Slupetzky vorsetzt, nicht ohne auch so manch süffisant verkleidete Kritik unterzubringen, was zum Beispiel Literaturpreisverleihungen betrifft. Denn was sollen wir halten von einem Literaten, dessen letzte Worte „Käse, Wurst, Toilettenpapier“ waren…

 

Fazit: Geistreich-schräge Miniaturen, perfekt verpackt in schwarzem Humor.