Rezension

Schuld und Sühne

Von hier bis zum Anfang
von Chris Whitaker

Bewertet mit 5 Sternen

 

Im beschaulichen Ort Cape Haven in Kalifornien haben sich Tragödien abgespielt, die auch 30 Jahre später nicht vergessen sind, und es ist nicht zu Ende. Im Mittelpunkt des Romans stehen die 13jährige Duchess, die sich selbst Outlaw Duchess Day Radley nennt, und Walker, der Chef der 2-Personen-Polizei-Station, der von allen Walk genannt wird. Der Ort ist in Aufregung, weil Vincent King, der als 15jähriger zu 15 Jahren Gefängnis wegen des Mordes an Sissy Radley, Schwester der von allen begehrten Star Radley und dann noch einmal zu 15 Jahren verurteilt wurde, weil er einen Mithäftling in Notwehr getötet hatte. Walker hatte die Tote damals gefunden und mit seiner Aussage entscheidend zur Verurteilung seines besten Freundes beigetragen. Er wurde seitdem zum Beschützer von Duchess und ihrem 6jährigen Bruder Robin. Duchess hat schon früh Verantwortung für den geliebten kleinen Bruder übernommen, weil ihre labile Mutter die Kinder weitgehend sich selbst überließ. Es gibt noch weitere Mitspieler in diesem Drama wie den Metzger Milton, den Immobilienhai Richie Darke und die Anwältin Martha, die Walk sein Leben lang geliebt hat. Dann geschieht ein weiterer Mord, und sofort wird Vincent King als einziger Verdächtiger wieder verhaftet. Walk setzt alles daran, die Unschuld seines Freundes zu beweisen und die Todesstrafe zu verhindern.

Chris Whitakers spannende Geschichte ist eine Mischung aus literarischem Thriller und Coming-Of-Age Roman. Die Charaktere, vor allem die ungewöhnlich frühreife Duchess und der schwer an Parkinson erkrankte Walk überzeugen genauso wie die poetischen Beschreibungen von Landschaften in Kalifornien und Montana. Die komplizierte Geschichte von erlittenem Leid, von Schuld und Sühne und zerstörten Lebensentwürfen ist ungewöhnlich berührend. Alles fügt sich am Ende zusammen, aber die Auflösung errät man nicht. Ein wirklich außergewöhnlicher Roman.