Rezension

Schöne heile Welt

Das dunkle Flüstern der Schneeflocken
von Sif Sigmarsdóttir

Bewertet mit 3 Sternen

Hannah Eiríksdottir verschlägt von London in den kalten Norden, genauer gesagt nach Island. Sie soll dort ein Praktikum bei einer Tageszeitung absolvieren und fürchtet schon bei ihrem Abflug dort an Langeweile zu sterben. Aber dann stellt sie schnell fest, dass dieses Praktikum offenbar eine tolle Gelegenheit ist, die erfolgreiche Influencerin Imogen Collins kennenzulernen. Hannah ist beeindruckt von der toughen, erfolgreichen jungen Frau und ist entsetzt, als diese kurz darauf verhaftet wird. Sie wird des Mordes verdächtigt und Hannah versucht auf eigene Faust mehr darüber zu erfahren

Grundsätzlich dreht sich in dieser Geschichte alles um den schönen Schein und die oftmals weniger schöne Wirklichkeit dahinter. Dazu waren im Buch immer wieder Imogens Instagram-Beiträge beschrieben. Einmal mit den öffentlichen Bildunterschriften, einmal mit dem woran Imogen tatsächlich dachte, wenn sie die Bilder postete. Gerade diese Abschnitte mochte ich sehr.

Druck

Gerade der Unterschied zwischen dem, was der Post-Verfasser wirklich denkt und fühlt und dem was er dann am Ende tatsächlich schreibt wird hier immer sehr deutlich. Gerade auf Instagram will jeder möglichst perfekt und schön wahrgenommen werden - noch dazu in eine ebenfalls möglichst perfekten und stylischen Umgebung. Dabei baut sich vor allem auf junge Menschen ein gehöriger Druck auf.

Viele Themen

In dieser Geschichte befinden sich die Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen. Es geht unter anderem um die Ethik im Journalismus und auch in den sozialen Medien, aber auch um sexuelle Übergriffe, den Tod, psychische Probleme, die Familie, Manipulation, Machtmissbrauch und eher nebenbei natürlich auch um den Mord - ziemlich viel Stoff für eine Buch, finde ich.

Grandiose Kulisse

Besonders gut hat mir atmosphärischen Beschreibung der unterschiedlichen Umgebungen gefallen - egal ob Innenräume oder die weiten Landschaften. Ich könnte mich direkt ein bisschen in Island verlieben, allerdings nicht unbedingt in das Wetter dort :-) Ich habe die großartige Kulisse, die dort geschildert wurde wirklich genossen und fand die allgemein leicht düstere Stimmung sehr passend zur Geschichte.

Vorhersehbar

Persönlich konnte ich allerdings mit keinem der Protagonisten etwas anfangen und auch die Story war mir zu vorhersehbar. Lediglich das Ende war dann doch überraschender als gedacht. Die Vorhersehbarkeit aber  vor allem daran liegen, dass ich wohl eher zu den sog. Best Agern statt zur Zielgruppe Young Adult gehöre - nur um mal im Terminus zu  bleiben :-) Ich bin dann doch eher an eine andere Art Geschichten, Spannung und Themen gewöhnt.

Wichtige Geschichte

Trotzdem fühle ich mich auch in meinem Alter durchaus von all den schönen, perfekten und bis zum Erbrechen selbst-optimierten Menschen in den Sozialen Medien unter Druck gesetzt - jedenfalls manchmal. Wie soll dann jemand, der tatsächlich und ganz natürlich, noch auf der Suche nach sich selbst, nach seiner Bestimmung und nach einem gewissen Sinn im Leben sucht, mit all diesen schönen Illusionen umgehen? Insofern ist Das dunkle Flüstern der Schneeflocken auf jeden Fall ein wichtiges Buch

Mein Fazit:

Das dunkle Flüstern der Schneeflocken von Sif Sigmarsdóttir hat eine wichtige Botschaft, die in eine interessante Geschichte verpackt ist. Ich fand es nicht so super spannend - gehöre aber auch ganz definitiv nicht mehr zur Zielgruppe. Trotzdem gefällt mir das Buch und ich schätze das es Lesern zwischen 12 und vielleicht 20 Jahren gefällt.