Rezension

Schizophrenie

Meerjungfrau - Camilla Läckberg

Meerjungfrau
von Camilla Läckberg

Bewertet mit 5 Sternen

Eine andere Überschrift kann einfach nicht gewählt werden, denn das Buch ist schizophren und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Es ist von Anfang an sehr spannend und nimmt den Leser mit in eine grausame Tat, die schon viele Jahre zurückliegt. Einige junge Männer sind involviert und möchten vergessen, aber sie können nicht, denn die Vergangenheit holt sie ein. Die Meerjungfrau ist zurück und sie lässt ihre Opfer im Ungewissen und trachtet ihnen nach ihrem Leben. Hier zeigt sich wieder - Schuld holt dich immer ein und wird nie vergessen. 

Die Leseprobe auf Vorablesen hatte mich mehr als fasziniert und ich hätte gerne weitergelesen. Als ich das Buch dann in meiner Bücherei vor Ort fand hätte ich am liebsten einen Luftsprung gemacht, denn dies war ein Buch, welches ich unbedingt Lesen wollte. Ich lieh es aus und konnte es kaum erwarten zu schmökern. 

Die verschiedenen Handlungsstränge / die verschiedenen Erzählperspektiven der verschiedenen Menschen, ihr Leben, ihr Handeln, ihr Denken, verwirrt und fügt sich dennoch nahtlos ineinander. Im Prinzip eine runde Geschichte, die irgendwann deutlich wird. Die Geschichte der Meerjungfrau lässt einem das Blut in den Adern gefrieren, da ihr grausames zuteil wurde. Unmenschlich und wirklich grausam was Menschen sich gegenseitig antun. Alkohol kann nie eine Entschuldigung dafür sein, das wir ausfallend werden oder eben ganz gewaltig über die Strenge schlagen. 

Bis zum Schluss sind wir unsicher und das ist das, was dieses Buch so faszinierend macht. Eine Lebensgeschichte, die die Vergangenheit nicht ruhen lässt. Schuld, die nicht vergeben werden kann, da sie sehr schwer wiegt. 

Auch wenn es der 6. Roman der Autorin ist, der in Fjällbacka spielt braucht man keine Vorkenntnisse, denn die Personen die in dem Ort leben werden so plastisch dargestellt, das wir meinen wir würden sie schon ewig kennen. 

Der Schreibstil der Autorin ist einfach und entführt und direkt nach Schweden in einen kleinen Ort, wo das Leben sich angenehm gestaltet und die Menschen sich untereinander sehr gut kennen. Ein Mord erschreckt dann natürlich umso mehr und hinterlässt in allen Beteiligten, den Freunden, der Familie eine bittere Erkenntnis, das eben doch nicht alles so ist wie es scheint. Hat Magnus sich selbst umgebracht, oder starb er durch eine fremde Hand? 

Richtig sympathisch ist mir Erica Falck, die nicht locker lässt um dem Geheimnis um den Tod von Magnus auf die Spur zu kommen. Hochschwanger versucht sie alles und gerät dabei in eine Tragödie, die sie sich so niemals gedacht hat. Sie lernt dabei auch die Meerjungfrau und ihre Familie kennen und erkennt dabei, das eben diese Person es nicht gewesen sein kann. Wer oder was steckt dann hinter den Taten bzw. der Tat? Wer löscht ein Menschenleben aus? 

Der Spannungsbogen ist hoch und wie schon gesagt bis fast zum Ende hin sind wir verwirrt und finden keinen Bezug zum geschehen, bis es sich dann letztendlich doch aufklärt und uns mit einem mulmigen Gefühl in unsere eigenen Gedanken, unsere eigene Schizophrenie allein lässt. 

Für mich war "Meerjungfrau" der erste Roman der Autorin, aber sicherlich nicht der letzte, denn ich fand den Schreibstil sehr angenehm und auch die verschiedenen Erzählperspektiven sehr interessant. Warum sollte es auch immer einfach gehen, wenn man den Leser doch erst verwirren kann, bevor man ihm dann letztendlich doch ein Ergebnis präsentiert, was ihn zufriedenstellt und alle Fragen klärt? 

Wieder einmal ein hochgradiger Krimi / Thriller, der vom Anfang bis zum Ende Spannung verheißt und uns mitnimmt in die menschliche Psyche. Ich bin immer wieder erstaunt, wie weit Menschen gehen und wie wenig Schuld vergeben werden kann. Selbst Schuld einzufordern ist nicht immer der richtige Weg und hier sehen wir ganz klar, das sie Menschen zerstören kann und sie immer wieder einholt.