Rezension

Sarkasmus, bissige Dialoge und eine Prise Fantasy-Romance

Obsidian 01. Schattendunkel - Jennifer L. Armentrout

Obsidian 01. Schattendunkel
von Jennifer L. Armentrout

Zitat:
„Ich mochte ihn nicht. Er war ein Mistkerl. Launisch. Aber es hatte kurze Momente mit ihm gegeben – vielleicht nur Nanosekunden -, in denen ich das Gefühl gehabt hatte, den wahren Daemon zu erleben. Zumindest einen besseren Daemon. Und diese Seite machte mich neugierig. Die andere, die Arschseite, nein, auf die war ich nicht neugierig.
DIE fand ich irgendwie sexy.“
(S. 172)

Inhalt:
Nach dem Tod ihres Vaters vor drei Jahren war es Zeit für einen Tapetenwechsel und Katy zieht mit ihrer Mutter in den winzigen Ort Ketterman, der für sie als Buchbloggerin einem Armageddon gleicht (keine Postfiliale!). Das Licht am Ende des Tunnels der Einsamkeit, als ihre Mutter ihr von den gleichaltrigen Nachbarn erzählt, endet für Katy im Chaos.
Daemon, der wohl hübscheste, atemberaubendste Junge, den sie jemals gesehen hat, ist ein wahres Ekel, sobald er den Mund aufmacht.
Seine ebenso wunderhübsche Schwester Dee ist zum Glück das genaue Gegenteil. Warum nur geht Daemon Katy trotzdem nicht aus dem Kopf?
Irgendetwas an den Geschwistern ist anders – sie umgibt etwas Geheimnisvolles … und Katy ist gewollt, genau das herauszufinden.

Meinung:
Nachdem die Rezensionen zum Original beinahe durchweg begeistert sind, musste ich natürlich schnellstmöglich zu „Obsidian – Schattendunkel“ greifen.

Der erste Kontakt mit Protagonistin Katy war äußerst positiv – allein die Tatsache, von einer Buchbloggerin zu lesen, ließ sie auf meiner Sympathieskala nach oben schnellen. Dass sie dann noch mit einem derart bissigen Sarkasmus ausgestattet ist, gab zusätzliche Pluspunkte. Frisch umgezogen, traf sie bereits nach wenigen Seiten auf ihren neuen Nachbarn Daemon – der sich trotz seines atemberaubenden Aussehens (das Katy im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlägt) einfach nur als Vollidiot herausstellt – mit einer noch größeren Schlagfertigkeit gesegnet als Katy.
Schon dieser erste Kontakt der beiden brachte mich zum Schmunzeln. Und genau dieser Part von Jennifer L. Armentrouts Geschichte war DAS Highlight überhaupt, das sich durch das gesamte Buch zieht.

„Obsidian – Schattendunkel“ beginnt eigentlich recht klischeehaft: Mädchen ist neu hinzugezogen, fühlt sich zu dem geheimnisvollen, abweisenden (unausstehlichen!) Typen hingezogen. Katy ist sich dessen durchaus bewusst und versucht vergeblich (in humorvollen inneren Monologen perfekt rübergebracht) dagegen anzukämpfen. Auch noch, als sich die Verbindung zu Daemon durch eine gefährliche Situation dann verändert. Sie erhascht immer wieder kurze Blicke hinter Daemons Fassade – und bei jedem Mal wurde mein Wunsch nach mehr davon stärker. 

Dass es sich bei Typ „mysteriös und gutaussehend“ nicht um eine Gattung aus Katys bevorzugtem Genre Paranormal Romance handelt, wusste ich bereits vorab, was mich aber zu keinem Zeitpunkt gestört hat. Viel zu gebannt war ich von den wirklich genialen Dialogen zwischen den beiden Hauptcharakteren und Katys noch bissigeren inneren Kommentaren, die aufgrund ihrer Empörung über so manche Reaktion auf sie selbst nicht nach draußen wollten.
Den Erzählstil fand ich trotz des leichten und einfachen Schreibstils der Autorin zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, nach dem ersten Drittel fiel mir dessen etwas abgehackte „springende“ Art jedoch gar nicht mehr negativ auf. Viel zu sehr war ich mitgerissen und gefesselt. Bis ich dann ein „Problem“ mit den Hauptcharakteren hatte: „Obsidian“ ist eindeutig ein Buch, bei dem man nicht weiß, wen man zuerst anbrüllen soll: Katy, die sich endlich ihre Gefühle eingestehen soll oder Daemon, für den dasselbe gilt und der zusätzlich weniger den Idioten raushängen lassen sollte, als den Katy ihn bezeichnet.
Aber all das, ihre Interaktion, ihr hitziger Schlagabtausch, die noch hitzigeren Momente, wenn die Emotionen überkochen… all das macht „Obsidian“ so besonders.

Rund um diese „Nicht-Beziehung“, ganz im Sinne der Klischees aus Katys Büchern, spann die Autorin einen paranormalen Faden ein, der Fantasy-Herzen höher schlagen lässt, und doch etwas ganz anderes ist. Das Ganze steigert sich zu einem spannenden, actionreichen Spektakel und entlädt sich in einem nervenaufreibenden Showdown.
Der Abschluss kommt ohne Cliffhanger aus, Jennifer L. Armentrout weiß es dennoch, mich zu locken. Zum Glück müssen wir nicht allzu lange auf die Fortsetzung warten.

Urteil:
Jennifer L. Armentrout hat mit „Obsidian – Schattendunkel“ einen genialen Reihenauftakt geschaffen, der vor Sarkasmus und bissigen Dialogen nur so trieft. Getreu dem Motto „was sich liebt, das neckt sich“ erlebte ich mit den fantastischen Charakteren zahlreiche Höhen und Tiefen in einer wunderbar erfrischend neuen Idee verpackt. Auch wenn die Kabbeleien teilweise „zu viel“ werden, reicht es noch haarscharf auf 5 Bücher.

Fans von einem gelungenen Schlagabtausch kommen hier mehrfach auf ihre Kosten und müssen unbedingt zu diesem Reihenauftakt greifen. Aber auch Liebhaber der klassischen Urban-Fantasy-(Love-)Story werden ihre Freude daran haben. Nur solltet ihr das „Love“ etwas hintenanstellen.

Die Reihe:
1. Obsidian - Schattendunkel
2. Originaltitel: Onyx
3. Originaltitel: Opal
4. Originaltitel: Origin
5. Originaltitel: Opposition
(Erscheinungstermin: August 2014)

©his-and-her-books.blogspot.de