Rezension

Ruhig - aber spannend

Der Puppenmacher -

Der Puppenmacher
von Philipp Gurt

Bewertet mit 4 Sternen

Graubünden 1952 - Dem Knecht Toni fällt in der Nacht siedendheiß ein, dass er die nagelneue Sense seines Chefs am Berghang vergessen hatte. Er hätte dort mähen sollen, war aber stattdessen nach dem Mittagspause eingeschlafen und in der späteren Hektik hat er sie dann liegen lassen. Doch der Bauer bemerkte sein Missgeschick natürlich und schickte ihn in der nächtlichen Dunkelheit auf den Weg, dass gute Stück rasch zu holen, als er mitten im Rheinwald einen gellenden Schrei hört. Er geht in die Richtung aus der er den Schrei gehört hat und findet eine tote Frau, die wie eine Puppe hergerichtet ist. Plötzlich ertönt noch ein weiterer Schrei

Der Puppenmacher ist bereits der dritte Band um den Landjäger Walter Caminada der mit seinem relativ neu ins Amt berufenen Erkennungsfunktionär Peter Marugg sich daran macht, das Rätsel um die toten Frauen zu lüften. Zuerst müssen die beiden mal die Identität der ersten, aber auch der kurz darauf gefundenen zweiten Leiche klären. Nachdem sie die erste Tote als Freya von Planta, eine sehr aktive und entsprechend unbeliebte Frauenrechtlerin identifiziert haben, schwant ihnen, dass es viel böses Blut geben wird.

Frauenwahlrecht

Das eben jene Frau von Planta ganz vehement für das Frauenwahlrecht eintritt und sich damit viele Feinde gemacht hat, hat mich auf den ersten Blick verwundert. Für mich ist vollkommen selbstverständlich als Frau zu wählenl - aber 1952 war das in der Schweiz noch nicht so. In Deutschland gibt es das Frauenwahlrecht schon seit 1918, in der Schweiz seit 1971 - kaum vorstellbar, oder? Aber immerhin haben sie es jetzt.

Alte Geschichten

Vieles in dem vorliegenden Fall dreht sich um dieses Frauenwahlrecht und den Widerstand dagegen, aber es ist nicht der Hauptbestandteil dieses Krimis. In einem zweiten Erzählstrang geht es um eine sehr tragische Familiengeschichte die sich einige Jahrzehnte vor 1952 abgespielt hat. Dass diese alte Geschichte mir dann auch den Täter im vorliegenden Fall liefert, ist als geübte Krimileserin keine wirkliche Überraschung gewesen.

Dialekt

Ein bisschen Schwierigkeiten habe ich mit den vielen Begriffen gehabt, die anscheinend zum ortsspezifischen Dialekt gehören. Das meiste konnte ich mir aus dem Zusammenhang heraus zusammenreimen, aber der Sinn des einen oder anderen Wortes blieb mir ein Rätsel. Dafür habe ich aber die ruhige, beinahe bedächtige, Erzählweise von Philipp Gurt sehr genossen und konnte die fehlenden Begriffe locker verschmerzen. 

Mein Fazit:

Der Puppenmacher von Philipp Gurt ist ein eher ruhiger, aber trotzdem recht spannender, Krimi aus dem Schweizer Kanton Graubünden. Ich musste mich erst ein bisschen an den Dialekt gewöhnen, dann fand ich aber, dass das der Geschichte durchaus guttut.