Rezension

Rührendes Jugend-Abenteuer

Der große Sommer -

Der große Sommer
von Ewald Arenz

Bewertet mit 5 Sternen

Friedrich, gern auch Frieder genannt, ist ein ganz normaler 16-Jähriger mit schulischen Problemen. Da er durchzufallen droht, soll er die Sommerferien beim Großvater verbringen und nicht mit der Familie in den Urlaub fahren. Der Großvater, ein Gelehrter, stocksteif, stets diszipliniert, sich an Regeln haltend. Entsprechend groß ist Frieders Vorfreude. Glücklicherweise ist noch die Oma da.

Doch auch der Großvater ist kein Unmensch, vormittags soll Frieder lernen, nachmittags hat er frei. Sogar einen Ferienjob zum Aufbessern seines Taschengeldes bietet der Großvater seinem Enkel an. So verbringt Frieder noch ganz viel Zeit mit seiner ebenfalls zu Hause gebliebenen Schwester Alma, seinem besten Freund Johann und mit Beate, die ihm seit der Mutprobe im Schwimmbad nicht mehr aus dem Kopf geht.

Der Autor zeichnet ein interessantes Beziehungsgeflecht innerhalb der Clique, stattet die Charaktere mit einer differenzierten Basiskonstitution in Sprachgebrauch und Emotionalität aus. Gleichzeitig müssen sich alle Vier mit ihrer jeweils anders unperfekten Vaterfigur auseinandersetzen. Alma habe ich eher als Friedrichs beste Freundin wahrgenommen, denn als Schwester. Die beiden sind ein Herz und eine Seele, von außen betrachtet wirken sie eher als Pärchen. Johann ist für mich so eine Art Impulsgeber für allerlei, nicht immer legale Abenteuer, die die Freunde auf dem Weg ins Erwachsenwerden erleben. Dabei ist er nicht unbedingt der Ideengeber, sondern mehr der Treiber, dass sie ihre Vorhaben tatsächlich umsetzen. So gehen die Freunde manches Risiko ein, testen Grenzen aus. Beate ist Frieders erste Liebe. Sie hat ihn im Schwimmbad dermaßen beeindruckt, dass er sie unbedingt näher kennen lernen muss. Natürlich ist diese erste Annäherung an das andere Geschlecht mit Stolpersteinen gespickt.

„Der große Sommer“ war eine ganz wunderbare Geschichte für mich. Die Beschreibung des Erwachsenwerdens hat mich stark an meine eigene Zeit mit 16 erinnert. Jedes Ziel war mit dem Fahrrad erreichbar, das Leben fand draußen statt. Auch der Zeitgeist der frühen Achtzigerjahre ist sehr schön eingefangen. Der (ängstliche) Respekt gegenüber Erwachsenen, insbesondere gegenüber den Männern beispielsweise, ist so heute nicht mehr üblich. Das Rauchen wie Essen und Trinken kennen wir auch fast schon nicht mehr. Dazu Ewald Arenz‘ zeitgemäße Sprache gespickt mit damals gebräuchlichen Sprüchen. 

So wird aus dieser Geschichte mit Tiefgang auch ein Lese-Erlebnis, das einen Auflachen lässt. Ich genoss diesen Roman meist schmunzelnd über die Unbedarftheiten der Jugendlichen. Hier empfand ich manches Vorhersehbares als überhaupt nicht störend, weil aus der Brille des Erwachsenen natürlich klar ist, was schiefgehen kann. Da wäre es enttäuschend und unglaubwürdig, wenn es dann nicht so wäre. Zeitweise ging mir „Der große Sommer“ aber auch mächtig ans Herz. Gerade so konnte ich, sich anbahnende Tränen zurück drängen.

Eine tolle Geschichte, die ich gern weiterempfehle.