Rezension

Religiöses Jugendbuch mit viel Witz

Antonia Lucia Labellas brillanter Plan - Donna Freitas

Antonia Lucia Labellas brillanter Plan
von Donna Freitas

Bewertet mit 5 Sternen

Handlung:

Die 15-jährige Antonia Lucia ist zwar eine gläubige Katholikin, aber auch ein ganz normaler Teenager. Mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter lebt sie in Providence, wo die Familie schon seit Jahrzehnten einen gut gehenden Lebensmittelladen betreibt. Antonias Vater ist bereits vor vielen Jahren gestorben und so sind die drei Frauen auf sich allein gestellt. Da bleiben Auseinandersetzungen nicht aus, vor allem Antonia streitet sich häufig mit ihrer strengen Mutter Amalia. Doch ihre größte Leidenschaft gilt den Heiligen. Für jede Gelegenheit kennt das aufgeweckte Mädchen den richtigen Heiligen, zu dem sie beten muss. Und falls es den passenden Heiligen noch nicht gibt, setzt Antonia Lucia sofort ein Schreiben an den Vatikan auf. Schließlich hat sie es sich zum Ziel gesetzt, die erste lebende Heilige in der katholischen Kirche zu werden und bietet dem Papst deshalb gerne ihre Hilfe an.

Eigene Meinung:

Ich muss gestehen, dass ich nur wenige Erwartungen an ein Jugendbuch mit einem christlichen Thema hatte. Von außen wirkt “Antonia Lucia Labellas brillanter Plan” auf jeden Fall schon mal wie ein typisches Buch für weibliche Teenager. Das Cover erstrahlt in einem zarten Pink, während der Titel die leicht krakelige Schrift eines jungen Mädchens nachahmen soll. Und schon hier, bevor man überhaupt die erste Seite aufgeschlagen hat, bekommt man als Leser bereits die beiden wichtigsten Ziele der jungen Katholikin vor die Nase gesetzt: eine Heilige zu werden und ihren ersten Kuss zu bekommen, vorzugsweise natürlich von ihrem großen Schwarm Andy Rotellini. Im Inneren wird die Gestaltung des Buches konsequent fortgesetzt. Antonias Briefe an den Vatikan werden in einer Art Handschrift abgedruckt und auch die Kapitelüberschriften gibt uns die Protagonistin selbst.

Antonia Lucia Labella ist sowieso der Dreh- und Angelpunkt der Handlung. In der Ich-Form erzählt sie aus ihrem Alltag, der zwar von ihrem Glauben geprägt, aber nicht bestimmt wird. Denn ein erster Kuss oder sogar eine Beziehung, da ist sich Antonia sicher, wird ihre Berufung zur Heiligen nicht stören. Und so verbringt sie, typisch Teenie, ihre Tage damit, ihrer besten Freundin Maria von Andy Rotellini vorzuschwärmen und Michael aus dem Weg zu gehen. Mit ihm hat Antonia nämlich vor 2 Jahren einen ganzen Sommer verbracht, bis der die Frechheit hatte, sie einfach zu küssen. Seitdem ist die Freundschaft der beiden belastet und Antonia geht ihm am liebsten aus dem Weg. Ihre drei Cousinen empfindet sie als echte Tussis, die sich jedem Kerl an den Hals werfen – nein, so möchte Antonia Lucia auf keinen Fall enden! Überhaupt weiß sie ganz genau, was sie will – eine bewundernswerte Eigenschaft für ein Mädchen in ihrem Alter.

Die Religion ist ein wichtiges Thema des Romans, dennoch bin ich nicht der Meinung, dass nur gläubige Christen ihren Spaß an dem Buch haben werden. Denn Antonia ist trotz ihres Glaubens keinesfalls altmodisch oder gar fanatisch. Sie versucht auch nicht, ihre Mitmenschen zu bekehren, sondern lebt einfach ein Hobby aus, das sie schon von kleinauf hat. Und wenn man als Leser erfährt, dass diese Faszination aus einem Erlebnis mit ihrem verstorbenen Vater herrührt, der sie einst zur Heiligen seines Herzens erklärte, ist diese noch verständlicher und umso rührender. Außerdem hat Antonia Lucia für eine Heilige eine sehr scharfe Zunge und einen klaren, oft ein wenig sturen Verstand. Sie ist ein Mädchen, das man gerne zur Freundin hätte, auch wenn sie vielleicht anders ist, als die anderen.

Im Verlauf der Handlung muss Antonia Lucia Labella immer wieder überdenken, was ihr wirklich wichtig ist und wo sie mit sich und ihrem Leben eigentlich hin möchte. Und sie muss feststellen, dass es im Leben Situationen gibt, in denen die Heiligen einem nicht immer aus der Patsche helfen können, sondern dass man selbst die Verantwortung für sein Handeln trägt und seinen eigenen Weg gehen muss. Dabei wird sie auch lernen, dass die Dinge oft nicht so sind, wie sie scheinen und dass es wichtigere Dinge gibt, als ein Antwortschreiben aus dem Vatikan. Ich bin froh, dass ich gemeinsam mit Antonia Lucia auf diese kleine Reise gehen durfte.

Fazit: ein zauberhafter Roman mit einer grandiosen Protagonistin, die sich in ihrem Glauben nicht beirren lässt