Rezension

Raffiniert

Schweig! -

Schweig!
von Judith Merchant

Inhalt: 

Esther und Sue sind Schwestern, aber könnten gegensätzlicher nicht sein. Während Esther ihre chaotische kleine Familie managt, lebt Sue seit der der Trennung von ihrem Mann allein in einer abgeschiedenen Villa im Wald. Die Beziehung der beiden ist brüchig, sehr zu Esthers Bedauern. Als Weihnachten naht fasst sie sich ein Herz und setzt sich ins Auto, um Sue in ihrer selbstgewählten Isolation zu besuchen und ihr ein Geschenk zu bringen. Was Esther noch nicht weiß: Nach diesem Weihnachtsfest wird nichts mehr so sein wie es einmal war. Wahrheiten kommen ans Licht und ziehen ungeahnte Folgen nach sich. 

Meine Meinung:

Die Leseprobe zu „Schweig!“ Von Judith Merchant hat mich absolut überzeugt. So schnell packt mich selten eine Geschichte. Auch der Rest des Buchs bleibt diesem furiosen Start weitestgehend treu. „Schweig!“ Ist eine Art Theaterstück, in dem nur wenige Protagonisten und wenige Schauplätze eine Rolle spielen. Es wird viel geredet und auf der Aktionsebene passiert gar nicht so viel. Trotzdem schafft es die Autorin, über lange Zeit eine sogartige Spannung aufrechtzuerhalten. Diese Spannung spielt sich auf zwischenmenschlicher Ebene ab. 

„Schweig!“ Ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Psychothriller. Psychologisch sehr raffiniert konzipiert. Der Plot und auch die Auflösung hat mir sehr gut gefallen. Die Protagonisten sind glaubhaft, man fragt sich, ob sie auch real sein könnten, und fürchtet sich vor der Antwort auf diese Frage, weil sie sich beim Lesen so real anfühlen. Mir ist an der ein oder anderen Stelle ein bisschen schlecht geworden, weil ich mich so gegruselt habe. 

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Esther, Sue und einer dritten Person erzählt, deren Identität ich nicht vorwegnehmen möchte. Auf die Blickwinkel dieser drei Figuren ist allerdings bis zum Schluss nur bedingt Verlass.

Die Sprache ist einfach und sehr dialoglästig. Die Dialoge selbst sind allerdings klug und spannend. Manchmal konnte ich die ein oder andere Handlung der Protagonisten nicht ganz nachvollziehen. In solchen Momenten hatte ich dann den Eindruck, dass die Handlungsmotive nicht mehr ganz klar sind. Wobei sich an diese Stelle wiederum die Frage stellt, ob überhaupt irgendwer oder irgendetwas in dieser Geschichte „ganz klar“ ist.

Fazit:
Ich lese nur selten und sehr ausgewählt Thriller. „Schweig!“ gehört von nun an zu meinen Genrefavoriten. Das Buch hatte alle Zutaten, die ich in einem guten Spannugnsroman suche: Raffinesse, doppelte Böden, kluge Charaktere und vor allem eine Auflösung, die der Geschichte gerecht wird.