Rezension

Psychothriller über Manipulation, Mutterschaft und Verlustängste mit leidenschaftlichen Liebesszenen und einer beklemmenden Atmosphäre

Verity
von Colleen Hoover

Bewertet mit 4 Sternen

Lowen Ashleigh bekommt über ihren Agenten das Angebot, die erfolgreiche Thrillerreihe der bekannten Autorin Verity Crawford als Co-Autorin fortzuschreiben. Verity ist seit einem Autounfall im Wachkoma und nicht mehr dazu in der Lage, die neunteilige Reihe zu beenden. Lowen, die noch von der Trauer um ihre verstorbene Mutter gezeichnet ist, hält sich bei ihren eigenen Büchern stets im Hintergrund und scheut sich davor, in der Öffentlichkeit zu stehen. Nach dem Tod ihrer Mutter und einer Räumungsklage ist Lowen allerdings auf finanzielle Zuwendung angewiesen und nimmt das Angebot trotz aller Bedenken an. Zu Recherchezwecken zeiht sie kurzerhand in das Haus von Verity, wo sie gepflegt wird und zusammen mit ihrem Ehemann Jeremy und ihrem fünfjährigen Sohn Crew lebt. Die beiden älteren Zwillingstöchter sind vor dem Autounfall kurze Zeit hintereinander verstorben. 

Lowen versucht sich für die Fortsetzung der Buchreihe in Verity hineinzuversetzen und liest ihre Manuskripte und Aufzeichnungen. Dabei stößt sie unerwartet auf eine Autobiografie von Verity. Diese ist geradezu erschütternd zu lesen. Durch diese Offenbarungen wird Lowen bewusst, warum Verity sich so gut in die Antagonisten ihrer Thrillerreihe hineindenken konnte. 

"Verity" ist ein spannender Psychothriller, der aus der Perspektive von Lowen geschrieben ist, die ohnehin unter sozialen Ängsten leidet, sich aber nicht nur deshalb in dem großen Haus der Crawfords unwohl fühlt. Lowen ist gebannt von Veritys Aufzeichnungen, die Grausamkeiten enthüllen und erschreckt sich immer häufiger über Erlebnisse in dem Haus oder bei Begegnungen mit der scheinbar wehrlosen Verity. Dies sorgt für eine unheimliche Atmosphäre, weil nicht ganz klar ist, was sich Lowen in ihrer Unsicherheit einbildet und ob die Autobiografie von Verity tatsächlich auch nur ein fiktiver Roman ist, der keine wahren Ereignisse schildert. 

Der Wechsel zwischen dem Lesen von Veritys Geschichte und der Arbeit an der Fortsetzung der Buchreihe sorgen für Spannung und die unglaublichen Enthüllungen sowie die unterschwellige Gefahr, die lauert, für eine Sogwirkung. Es ist ein fesselnder Psychothriller über Manipulation, Eifersucht, Mutterschaft und Verlustängste, der mit leidenschaftlichen Liebesszenen und einer beklemmenden, düsteren Grundstimmung für Gänsehaut sorgt. 
Das Ende ist so verstörend wie das düstere Geheimnis, das Verity verbirgt. Dabei ist der Plottwist so raffiniert, dass nicht ganz klar ist, ob Verity tatsächlich so gehandelt hat, wie sie erzählt oder ob ihre Aufzeichnungen nur in ihrer Eigenschaft als Autorin entstanden sind. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Dieses etwas nebulöse Ende zeigt, dass nichts so ist, wie es offensichtlich scheint und dass in jedem Menschen etwas Böses steckt.