Rezension

Psychologisch interessant, ansonsten eher durchwachsen

Schweig! -

Schweig!
von Judith Merchant

Bewertet mit 3.5 Sternen

Worum geht’s?

Eigentlich hat Esther zwischen Weihnachtsstress und Familienleben weder Zeit noch Nerven, um ihre vereinsamte Schwester zu besuchen. Aus einem Pflichtgefühl heraus will sie kurz vor Heiligabend aber doch noch in ihrer Waldhütte vorbeischauen – und wird dabei prompt von einem Schneesturm mit ungeahnten Folgen überrascht.

 

Meine Meinung

Das Setting an sich hat schon eine Menge atemloser Spannung versprochen: Eine einsame Hütte im Wald, ein Schneesturm und zwei unberechenbare Charaktere, deren Aufeinandertreffen nach purer Provokation klingt. Auch wenn ich der Geschichte durchaus mit hohem Interesse folgen konnte, würde ich sie trotzdem nicht unbedingt als Thriller bezeichnen wollen und finde die Genrezuordnung daher nicht wirklich passend.

Die Erzählung springt zwischen den Perspektiven der beiden Schwestern hin und her und hat es mir so zu Beginn ein wenig schwer gemacht, mich in der Geschichte zu orientieren. Die wechselnden Stimmen erleichtern zwar die Zuordnung der Figuren, ein wenig verwirrt war ich stellenweise aber trotzdem.

Ein wenig schwer getan habe ich mich außerdem mit dem Tempo des Spannungsaufbaus. Gerade im ersten Teil des Buches zieht sich die Handlung hin und wieder in die Länge, die Gedanken der Protagonistinnen kreiseln mitunter und drehen sich dabei vor allem um die gemeinsame Vergangenheit. Wirklich interessant war diese Beziehung aus psychologischer Sicht auf jeden Fall, denn selbst der Leser kann die Auswirkungen von Manipulation und Toxizität in dieser Familienkonstellation spüren. Interessant zu hören war das zwar irgendwo schon, da mir aber ein Thriller versprochen wurde, hat mich die Umsetzung insgesamt doch eher ein wenig enttäuscht.

 

Fazit

Langweilig wird dieses Buch sicherlich nicht, dafür sorgt schon das Setting allein. Wer aber auf einen richtigen Thriller mit packendem Spannungsbogen hofft, der wird vermutlich eher ein wenig enttäuscht werden. Die psychologischen Aspekte der Beziehungsgeflechte haben mich aber durchaus interessiert, auch wenn das vor dem Hören dieser Geschichte nicht mein primärer Fokus gewesen wäre.

Dafür gibt es dreieinhalb Bücherstapel von mir.