Rezension

Psycho-Verwirrspiel mit zahlreichen intelligenten Wendungen

Die Therapie
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe langsam nach meinem 3. Fitzek-Buch, das ich gelesen habe, den Eindruck, dass ich mich wiederhole. Aber es bringt´s einfach auf den Punkt: "Die Therapie" ist ein so spannendes Buch, das man es gar nicht weglegen möchte, das wieder einmal mit einem intelligenten Aufbau und einer überraschenden Story überrascht und vor spannenden Wendungen nur so strotzt. Hört sich das übertrieben an? Ich versuche mal meine Euphorie in Worte zu fassen …

Mit "Die Therapie" ist Sebastian Fitzek wieder ein packender Psychothriller gelungen, der diesmal jedoch auch wirklich diese Thematik beinhaltet: Psycho(logie). Das macht es für mich noch einmal spannungsgeladener, da ich persönlich psychologische Hintergründe liebe.
Man hangelt sich, wie so oft bei Büchern von Fitzek, von Kapitel zu Kapitel, ohne dann jedoch das Buch zur Seite legen zu können, denn wieder folgt am Ende eines jeden Kapitels eine Andeutung mit der man sich ganz nah an der Aufklärung wähnt und doch wieder abwarten und SOFORT weiterlesen muss. Das Unglaubliche ist, dass Fitzek es bei diesem Buch sogar geschafft hat, dass man nur noch den Epilog, die letzten ca. 10 Seiten zu lesen hat und auch hier nochmal in die Irre geführt wird. Erst mit dem Zuschlagen des Buches ist man dann wirklich am Ende einer so intensiven Geschichte und kann beginnen über das Gelesene nachzudenken.
Mich hat die Geschichte bereits direkt vom ersten Kapitel an gepackt, das bin ich ja mittlerweile von Fitzeks Bücher gewohnt. Dieses Buch hat mich dennoch überrascht und hat bei mir für zwischenzeitliche Gänsehaut und Bauchkribbeln gesorgt, was mir nicht allzu oft mit Büchern passiert.

Doch worum geht's?
Viktor Larenz war einmal ein angesehener Psychiater, doch mit dem mysteriösen Verschwinden seiner Tochter vor 4 Jahren erlitt er einen Zusammenbruch, der ihn völlig aus der Bahn warf und es ihm, seiner Meinung nach, auch nicht mehr ermöglicht, seinen Beruf weiter auszuüben. Bereits seit Jahren hat er also keine eigenen Patienten mehr. Auch mit seiner Frau läuft es nicht mehr so gut. Sie macht einen starken und relativ gefassten Eindruck, ging sogar wenige Monate nach dem Verschwinden der gemeinsamen Tochter wieder arbeiten.
Als dann eine Interviewanfrage der Zeitung "Bunte" an Viktor Larenz gestellt wird, entschließt er sich diese zu beantworten, sich dazu jedoch in das Ferienhaus der Familie auf der Insel Parkum zurückzuziehen und damit vielleicht das Geschehene irgendwie zu verarbeiten.
Doch es kommt alles anders als eines Tages die schöne Unbekannte Anna Spiegel vor der Tür des Psychiaters auftaucht und mit nur wenigen Worten relativ schnell die Aufmerksamkeit des Arztes weckt.
Anna wird von Wahnvorstellungen heimgesucht und leidet offenbar an Schizophrenie. Er beginnt zögerlich mit der Therapie, denn das unheimliche ist, dass in ihren Wahnvorstellungen immerzu ein Mädchen auftaucht, das auf die gleiche Weise verschwunden ist, wie einst Josy, die Tochter von Viktor Larenz.
Er klammert sich, so irrsinnig das alles auch erscheint, an die Hoffnung, das Mädchen könnte seine Josy sein und ihm Spuren liefern, stellt daraufhin sogar Nachforschungen an und nach und nach offenbart sich ihm ein Strudel psychischer Irrungen und Wirrungen.
Doch es ist alles anders als Viktor Larenz es je hätte vermuten können, denn ">Ich habe all die Jahre nach dem Verschwinden von Josy gedacht, dass es nichts Grausameres geben kann als die Unwissenheit. … Ich dachte wirklich, es gibt nichts Entsetzlicheres als den Schwebezustand zwischen Ahnen und Wissen. Doch ich habe mich geirrt. Denn wissen Sie, was noch schrecklicher ist?< Dr. Roth sah ihn fragend an. >Die Wahrheit.<" (Zitat S. 22/23)

Meine Meinung:
Neben der Thematik des Buches, die mich schon sehr interessierte und faszinierte, ist auch "Die Therapie" toll geschrieben. Ich finde, Sebastian Fitzek hat bisher immer einen anspruchsvollen Schreibstil bewiesen, der aber dennoch leicht und gut zu lesen ist.
Die Geschichte wirkt durch die verschiedenen Andeutungen, die sich nach und nach immer rasanter offenbaren, äußerst mysteriös und auch die Stimmung trägt dazu bei, denn die ist irgendwie düster, was allein schon durch den tosenden Sturm, der sich auf der Insel Parkum entwickelt, erreicht wird. Plötzlich gibt es für Viktor Larenz keinen Ausweg mehr, denn der Sturm macht es unmöglich der Insel und der Wahrheit zu entkommen.
Insgesamt bleibt nicht nur die Situation zunächst mysteriös, sondern auch die Charaktere. Von denen erfährt man nur nach und nach etwas und auch zu keiner Zeit zu viel. Wobei Viktor Larenz auf mich relativ sympathisch wirkt und man sich irgendwie in ihn hineinversetzen kann. Er handelt die ganze Zeit über relativ wohl überlegt und nicht überstürzt.
Die Neugierde wird zudem angeregt, indem über einigen der Kapitel, die nummeriert sind, noch eine Überschrift steht, die einem vermeintlich verrät, wie nah man der Wahrheit ist, z.B. "Parfum, fünf Tage vor der Wahrheit" (Kapitel 2).

Fazit:
"Die Therapie" ist für mich das bisher beste Buch von Fitzek. Ich habe mit "Amokspiel" begonnen und als letztes "Abgeschnitten" gelesen und beide waren und sind definitiv auch rückblickend immer noch 5 Sterne Bücher für mich.
"Die Therapie" ist für mich jedoch noch spektakulärer, noch packender, noch überraschender und somit ein "5 Sterne + Buch" und ich kann es gar nicht abwarten, auch noch die anderen Bücher von Sebastian Fitzek zu lesen.