Rezension

Plattes Buch, gutes Ende

Der erste letzte Tag -

Der erste letzte Tag
von Sebastian Fitzek

Man kann sich das so gut vorstellen: Matthias Schweighöfer, irgendwo zwischen halbseriös und üblich zerknautscht. Jella Haase, leicht angepunkt, aber aus gutem Hause. Ein klappriges Auto und zahlreiche Gastauftritte von Promis aus der Film-, Musik- und Wasauchimmerfürneunterhaltung-Branche. Und natürlich mit einem Gastauftritt von Sebastian Fitzek, hupend am Steuer eines Wohnmobils oder als Obdachloser im Luxushotel. Hauptsache augenzwinkernd.

Warum dieser leicht aufgebauschte Mix als Einleitung? So ist das Buch. Leicht aufgebauscht. Dezent ausgedrückt. Ehrlich gesagt: Fitzeks erster Nicht-Thriller strotzt nur so vor Kalauern und Flapsigkeiten, vor doppeläugigem Zwinkern, auf den Schenkel klopfen und mit dem Ellenbogen in die Seite stupsen. Ein Seht-her-ich-kann-auch-anders. Leider ist das furchtbar anstrengend. Und leider ist da furchtbar viel verschenktes Potenzial.

Okay, der Plot ist nicht neu, es gab da die auch viel zu lange, über mehrere Episoden gestreckte Marshall-und-die-fremde-Frau-Story bei How I Met Your Mother mit dem gleichen Kontext (noch gar nicht erwähnt, also: Es geht kein Flieger, es gibt nur noch einen Mietwagen, zwei sich unbekannte und grundverschiedene Leute teilen ihn sich und los geht die wilde Fahrt). Zwischen den Zeilen ist da aber mehr.

Die Geschichte von ihm, Livius, ist halbwegs uninteressant. Blasser Typ, Ehe im Eimer, Buchvertrag für langweiliges Sachbuch kurz vor dem Abschluss, joa. Sie ist deutlich geheimnisvoller: gutes Elternhaus, aneckende Attitüde, unberechenbar – und … nun, ohne zu spoilern, es gibt da eine Sache, die Livius und der Leser erst spät(er) erfahren.

Ich hab’s erwähnt, es ist furchtbar anstrengend, nervig, flach – der perfekte Mix für den nächsten SAT.1-FilmFilm und perfekt für Leute, die sowas mögen. Ehrlich, meine Meinung ist völlig subjektiv, es wird viele Leute geben, die das Buch mögen werden, die sich amüsieren, denen es beim Lesen anders geht bei mir. Das ist total in Ordnung. Für mich ein Stern und auf zum nächsten Buch. Dachte ich bis zum Ende. Oder besser: bis kurz davor.

Und jetzt wird’s schräg: Ich erhöhe auf zwei Sterne – immer noch nicht gut, aber hey. Und: Ich ärgere mich eigentlich noch mehr. Das Ende ist richtig gut. Ich habe Bücher gelesen, die ich super fand und deren Ende ich unnötig und doof fand, hier ist es genau umgekehrt. Das Ende hat genau die richtige Lautstärke, es ist leise, dezent, ohne blöde Witzchen, nicht konstruiert, es ist menschlich, es ist warm, es ist wirklich schön. Und dann sitze ich da und frage mich, warum nicht das ganze Buch in dieser Tonalität geschrieben ist.

Oder in drei Worten: Mensch, Fitzek, ey!