Rezension

Pageturner

Stay away from Gretchen -

Stay away from Gretchen
von Susanne Abel

Bewertet mit 3 Sternen

weitgehend unbekannter Teil deutscher Geschichte

Die Diagnose Demenz, die ihm die Ärzte nach dem nächtlichen Ausflug seiner Mutter mitteilen, passt dem erfolgsverwöhnten Nachrichtensprecher Tom Monderath so gar nicht. Viel lieber möchte er sein sorgenfreies und luxuriöses Leben mit seinem tollen Job beim Fernsehen, seinen Frauengeschichten und der schicken neuen Wohnung in Köln genießen.
Die Diagnose Demenz möchte er am liebsten verdrängen. Diese Krankheit betrifft nur andere Leute, aber nicht die eigene Mutter.
Die Figur des Tom Monderath ist wahrscheinlich die unsympatischste in diesem ansonsten schönen Roman. Hier wird die Geschichte einer Flüchtlingsfamilie aus Ostpreußen erzählt, das Leben nach Kriegsende in der amerikanischen Besatzungszone Heidelberg und die Liebesbeziehung eines schwarzen amerikanischen GI`s und einer deutschen Frau, welche nun 84 Jahre alt ist und dement. Durch die Krankheit seiner Mutter ist Tom nun gezwungen, sich verstärkt um sie zu kümmern. Dabei muss er feststellen, dass er nur etwa die Hälfte der eigenen Familiengeschichte kennt.

Der Autorin Susanne Abel ist mit diesem Roman ein gutes Debüt gelungen. Respekt auch vor der ausfühlichen Recherearbeit der deutschen Nachkriegsgeschichte um das weitgehend unbekannte Thema der "brown babies".

Den Titel des Buches fand ich zunächst etwas sperrig, englisch und deutsch gemischt - passt aber natürlich treffend zum Thema des Buches.
Der Roman wird auf zwei Zeitebenen und recht spannend erzählt, so, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Zum Ende hin war mir die Geschichte ein klein wenig überfrachtet, als müsse sich alles zum Guten wenden und jeder muss sich mit jedem versöhnen. Das wirkte dann etwas kitschig - von daher nur 3 Sterne.