Rezension

Olgas Politik der zwei Welten

Laudatio auf eine kaukasische Kuh -

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
von Angelika Jodl

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen. Es ist wirklich locker, spannend, witzig, lebhaft geschrieben.
Olga ist Mitte 20 und hat es so gut wie geschafft: Sie hat ihr Medizinstudium fast abgeschlossen und ist mit Felix, einem ebenfalls ehrgeizigen und netten Mediziner verlobt. Von ihrer griechisch-georgischen Herkunft und Familie hat sie sich, soweit es geht, distanziert. Da lernt sie Jack kennen, der ein ganz anderer Typus als ihr Verlobter ist.
Ich ahnte ziemlich bald, wie die Geschichte im großen und ganzen ausgehen würde.
Und da lag bei meiner Lektüre das Problem, denn insgeheim habe ich mir zwar ein happy end gewünscht, aber ein anderes.
Die Autorin bringt sehr gut die sexuelle Anziehung, die Jack auf Olga ausübt, rüber. Und auch, wie Olga von Felix mehr und mehr genervt ist, ist gut beschrieben und absolut nachvollziehbar.
Aber ich kann Jack einfach nicht besonders gut leiden. Es beginnt damit, dass er Olga regelrecht stalkt. Und dann finde ich die Weise, wie er anfangs seinen Lebensunterhalt bestreitet, nicht lustig und originell, auch wenn man natürlich für sowas pfiffig sein muss. Für mich ist es einfach nur Betrug und Skrupellosigkeit. Das macht Olga nichts aus. Sie stört sich nur an der Unsicherheit. Und da komme ich dazu, dass mir nicht einmal Olga besonders sympathisch ist. Dass sich ein Teenager für seine Familie schämt, ist verständlich - aber eine gebildete Frau in ihrem Alter? Die Familie wiederum und die Lebensumstände in Georgien finde ich zu klischeehaft und rückständig dargestellt. Aber vielleicht bin ich da überempfindlich.
Das Buch hat mir also zwar Spaß gemacht, es ist toll geschrieben, gleichzeitig hat mich aber manches gestört.