Rezension

Nostalgisch gut

Wir beide, irgendwann - Jay Asher, Carolyn Mackler

Wir beide, irgendwann
von Jay Asher Carolyn Mackler

Bewertet mit 4 Sternen

Eine nostalgisch anhauchende Geschichte über zwei junge Erwachsenen im Jahre 1996, die plötzlich Verbindung auf Facebook und ihr Leben in der Zukunft haben. Wer die 90er selbst miterlebt hat, versteht die Geschichte anders, besser und schöner. Sie beschreibt genau das, was jede stereotypische Teenie-Geschichte (z. B. Kinofilme) in den 90er ausgemacht hat. Mit einem zuerwartenden Ende, dass dennoch eine süße und kreative Geschichte drum rum schmückt. Tolle Geschichte, vor allem für Leser, die gerne in der Vergangenheit hängen und in Erinnerung schwelgen: Vergesst die Zukunft nicht!

Mein Fazit
Thema und Aufbau

Man wird nicht unverhofft zurück ins Jahr 1996 geworfen, wenn man die Geschichte anfängt. Ein kleiner, kurzer Aufhänger bildet die Information, wie verbreitet das Internet damals war. Es beginnt mit dem Sonntag und dann wechselt die Geschichte zwischen Emma und Josh hin und her – und natürlich schreiten die Wochentage auch voran – warum, erfahrt ihr, wenn ihr die Geschichte lest.

Man erlangt sofort einen schnellen Einstieg in die Geschichte und fühlt sich irgendwie pudelwohl – zumindest aus Sicht von jemanden, der 1996 schon alt genug war, um den Witz mit der AOL CD und dem Modem zu verstehen.

Sowieso hat die Geschichte ungeahnte, verstecke Witze, die es zu erkunden gilt. Die Charakterkapitel sind passend zur Thematik gestaltet: Kapitelnummer://Charakter. Was offensichtlich den Hintergrund des Laufwerkpfads eines Computers hat. Die Idee finde ich als Computer-Nerd wirklich super und, wie gesagt, passend.

Charaktere

Emma Nelson steht kurz vor ihrem Abschluss, hat einen Freund mit dem sie schon seit Ewigkeiten Schluss machen wollte und ist die beste Freundin von Josh, seit Kindheitstagen – nichtzuletzt, weil die beiden direkte Nachbarn sind. Ihre Eltern ließen sich scheiden. Sie lebt mit ihrer Mutter und deren Freund zusammen. Sie kommen ganz gut miteinander klar. Der Vater hatte eine neue Frau gefunden und eine neue Familie gegründet – aus schlechtem Gewissen heraus, schenkte er Emma regelmäßig teure Sachen. Zuletzt einen Computer, der der Grundstein für den Schritt in ihre Zukunft bilden sollte.

Josh Templeton ist im gleichen Alter, wie Emma und der beste Freund von ihr. Er ist seit einiger Zeit in Emma verliebt, doch als er ihr das im letzten Sommer gestand, entstand eine riesige Kluft zwischen beiden. Der Kontakt drohte abzubrechen, als Emma von ihrem Vater (aus Schuldgefühlen) plötzlich einen Computer geschenkt bekam. Josh lieferte die notwendige AOL CD-Rom und ermöglichte somit die Verbindung zum Internet und damit vermutlich auch zu Facebook. Er hat einen älteren Bruder, der in Washington studiert und die Eltern sind sehr speziell, wenn es um Beziehungen und Liebe geht, geben Josh ansonsten viel Freiraum.

Schreibstil und Erzählperspektive

Wie schon erwähnt, wechselt kapitelweise die Sichtweise der Charaktere. Dabei geschieht alles aus der Ich-Perspektive von Emma und Josh. Das macht die ganze Story sehr viel persönlicher und intimer. Allerdings verwirrt es ab und zu auch, da man manchmal überliest, wer gerade erzählt und und wundert sich über plötzliche Gedankengänge. Man muss also teilweise höllisch aufpassen, dass man gerade über Josh liest und nicht über Emma (oder andersrum).

Endfazit

Ich fand die Story großartig. Sie hatte charme, Witz und rührte an vielen meiner Erinnerungen. Der charme der Story kommt vermutlich vor allem bei den “älteren Semestern” an, obwohl es eigentlich ein Jugendbuch ist – aber ich stelle es mir schwierig vor, wenn Teenies, die 1996 vielleicht gerade mal geboren wurden, dass sie die Witze und das ganze Setting wirklich erfassen können.

Der Verlauf der Geschichte ist aus grober Sicht betrachtet typisch für 90er Jahre Geschichten. Da ist der tolle Freunde von nebenan, der immer super nett ist, aber mehr nicht. Dann gibt es das Mädel, dass eine absolute Traumfrau ist und damit absolute Konkurrenz für dich selbst, wenn du bemerken würdest, was du selbst für …

Okay, bevor ich anfange zu spoilern, muss ich sagen, dass die Story wirklich cool aufgemacht ist. Das Setting ist kreativ und doch stereo für die Zeit. Es kam kaum zu Fehlern und der Spagat zwischen 1996 und der Neuzeit mit Facebook, war wirklich erfrischend. Man konnte zeitgleich im “Heute” leben und dem “Damals” und sich schmunzelnd erinnern.

Ich habe mich während des Lesens oft selbst gesehen, wie ich am Computer mit der AOL CD saß. Richtig schockierend und zugleich total lustig war die Stelle, als Emma über sich in Erfahrung brachte, dass einer ihrer Lieblingsfilme Titanic sei. Und das “Ich” im Jahr 1996 keinen Schimmer hatte, was das für ein Film sein würde. Als ich die Stelle las, musste ich einfach schmunzeln und dachte: “Oh, bald wirst du es verstehen, Emma, glaub mir.”

Alles in allem also ein wirklich originelle Story. Abgesehen von dem Kritikpunkt, dass beide Charakter aus der Ich-Perspektive schreiben und man dadurch ab und zu auch “falsch herum liest” ist es eines der Bücher, die ich weiterempfehlen kann. Vor allem an Leute, die etwa mein oder ein älterer Jahrgang sind, da die die witzigen Stellen am besten erfassen und verstehen können.

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