Rezension

Nora beschließt zu sterben

Die Mitternachtsbibliothek -

Die Mitternachtsbibliothek
von Matt Haig

Bewertet mit 5 Sternen

Nora Seed hat kein Talent. Was sie auch anpackt, geht schief. So lange, bis sie beschließt, ihr Leben zu beenden. Doch statt sich dort wiederzufinden, wo man nach Beendigung des Lebens hinkommt, findet sich Nora in einer Bibliothek wieder. Geführt von ihrer alten Schulbibliothekarin Mrs Elm. In der Bibliothek befinden sich Unmengen an Büchern, grüne Bücher. In jedem davon steckt ein Leben, das Nora hätte führen können, wenn sie sich bei etwas anders entschieden hätte. Und Nora darf diese Leben ausprobieren, um herauszufinden, was genau sie will. 

Doch das ist das Problem: Was will Nora?

 

Es gibt nicht viele Autoren, bei denen ich vorher sagen kann, dass ich ihr Buch bestimmt mag, obwohl ich es gar nicht gelesen habe. Matt Haig gehört definitiv dazu. 

 

Schon allein der Klappentext verspricht eine tiefsinnige Geschichte. Und wenn man die ersten Seiten gelesen hat, weiß man genau, dass die Geschichte, die vor einem liegt, einfach nur wunderschön werden kann.

 

Die Protagonistin Nora ist eine bemitleidenswerte junge Frau, die scheinbar so gar nichts auf die Reihe bekommt. Ihre Träume und Hoffnungen scheinen zerschlagen. Früh hat sie ihre Eltern verloren, ihr Bruder redet auch nicht mit ihr, ihr Job ist alles andere als interessant und dann stirbt auch noch ihre Katze. Dies ist der ausschlaggebende Punkt, dass sie ihrem Leben ein Ende setzen will. Doch das klappt nicht so recht bzw. Nora findet sich in einem Zustand zwischen tot und lebendig wieder. Dieser Zustand wird ihr als eine Bibliothek angezeigt, in der es unendlich viele Bücher gibt, die alle ein Leben enthalten, dass Nora hätte führen können.

 

Dies hat mich zu der Überlegung geführt, was wohl wäre, wenn ich manche Entscheidungen in meinem Leben anders getroffen hätte. Wäre ich dann jetzt da, wo ich gerade stehe? Würde ich die Leute kennen, mit denen ich heute befreundet bin? Sehne ich mich nach etwas anderem? Fehlt mir etwas? 

 

Die Überlegungen haben so weit geführt, dass ich mir sicher bin, dass ich glücklich bin mit dem, was ich habe. Natürlich hätte ich mehr aus mir machen können. Ich hätte mich für eine Karriere, statt für Familie entscheiden können. Aber wäre ich dann glücklicher? Ich hätte mich gegen ein Kind entscheiden können. Aber wäre ich dann glücklicher? 

 

Eine weitere Antwort darauf ist jedoch: Woher soll ich es denn wissen? Denn ich kann und ich will es nicht ändern. Und wenn ich etwas ändern wollte, müsst ich es selbst in Angriff nehmen. 

 

Der Autor lässt einem über einiges nachdenken. Doch kommt man zum Glück aber auch auf keine Antwort. 

 

Der eindringliche Schreibstil des Autors tut auch noch einiges dazu, dass man schwer von der Geschichte loskommt. 

 

Meggies Fussnote:

Gerne mehr von diesen Geschichten, Matt Haig.