Rezension

Noch ein Jahreshighlight, dessen weitere Teile hoffentlich genauso überzeugen werden.

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
von Kerstin Gier

Bewertet mit 5 Sternen

Quinn ist 18, gehört zu den Coolsten an seiner Schule. Er sieht gut aus, ist sehr sportlich und die Mädels fliegen auf ihn. Und dann ist da Matilda, die er gerne mit ihren Cousinen verwechselt und aufgrund ihrer extrem religiösen Familie verspottet. Beide haben eigentlich nichts gemeinsam und trotzdem stecken sie plötzlich gemeinsam in einem Abenteuer, dass keiner von beiden erwartet hätte.

Als Quinn auf der Geburtstagsparty seines besten Freundes Lasse unerwartet auf ein blauhaariges Mädchen trifft, die ihn vor etwas zu warnen versucht, ändert sich sein Leben schlagartig. Eben noch Alkohol, Party, Parkour im Kopf und wie er am Besten mit seiner Freundin Lilli Schluss machen soll, gerät er plötzlich in eine Verfolgungsjagd, an deren Ende er fast mit dem Leben bezahlen muss.

Ein schwerer Unfall wirft ihn ins Koma und als er wieder daraus erwacht, was schon an ein kleines Wunder grenzt, sitzt er im Rollstuhl, hat aber seltsame Erlebnisse, die er keinem anvertrauen kann. Als seine Mutter mit einer List Matilda in sein Zimmer verfrachtet, die genauso überfahren von der Situation ist wie er selbst, nimmt das Schicksal seinen Lauf.

Matilda, die er für ein wenig verrückt hielt, glaubt ihm, sieht Dinge, die er für unmöglich hielt und hat einen wachen Geist, der ihn daran hindert durchzudrehen. Plötzlich hat er jemanden, dem er sich anvertrauen kann und während seine Situation immer Verrückter zu werden scheint, ist sie sein Fels in der Brandung.

Kerstin Gier hat eine großartige Art zu erzählen. Ihre Figuren wirken lebendig und man hat das Gefühl mitten in der Geschichte zu sein. Ich muss gestehen, die Leseprobe von Vergiss mein nicht war zwar gut, aber sie konnte nicht zeigen, wie viel tatsächlich in dieser Geschichte steckt. Mit dem Saum und den Fabelwesen hat Kerstin Gier eine wundersam neu und doch teilweise vertraute Welt erschaffen, die einen aufzusaugen scheint.

Wer wirklich gut ist und wer böse ist nicht ganz eindeutig. Zwar gibt es Tendenzen, aber alle spielen irgendwie mit verdeckten Karten und ganz ohne Geheimnisse kommt keiner aus.

Vergiss mein nicht – Was man bei Licht nicht sehen kann ist der erste Band einer Triologie, was ich zunächst nicht wusste. Und so kam das Ende auch verdammt überraschend und viel zu schnell. Tatsächlich habe ich das Buch an einem Tag durchgelesen und das kommt echt selten in letzter Zeit vor. Und so kann ich es kaum erwarten, dass die Fortsetzung erscheint, damit ich endlich erfahren kann, wie es weiter geht.

Natürlich möchte ich am Rand noch mal erwähnen, dass es vielleicht nicht ganz glücklich ist, wie die Familie von Matilda auf ihre religiöse Besessenheit reduziert wird, aber ganz ehrlich, egal was Kerstin Gier genommen hätte, um die Familie als schrullig und speziell darzustellen, jemand hätte was zum Kritisieren gefunden. Und ich persönlich finde nicht, dass die Religion selbst verwerflich oder schrullig dargestellt wird, sondern die Art und Weise wie ihre Familie damit umgeht und sie in den Alltag integriert bzw. ihren Kindern aufdrängt, obwohl nicht jeder dabei glücklich ist. So das war es auch dazu, denn ich habe keine Probleme mit dieser Darstellung, wollte es aber noch mal kurz erwähnen.

Für mich trotzdem ein Highlight 2021 und hoffentlich gilt das am Ende für die ganze Reihe.

I-N-F-O-S
Vergiss mein nicht – Was man bei Licht nicht sehen kann erscheint am 29.09.2021 im S.Fischer Verlag

Hardcover in 2 Ausführungen u.a. mit farbigem Schnitt

BAND: 1 von 3

ISBN: 978-3949465000

PREIS: 20,00 € (EUR)

SEITEN: 480