Rezension

Nicht langweilig und sehr gut lesbar – aber der emotionale Funke springt leider nicht über.

Was fehlt, bist Du - Lola Jaye

Was fehlt, bist Du
von Lola Jaye

Bewertet mit 3 Sternen

Zwar ist das Cover von Lola Jayes “Was fehlt, bist Du” bunt, verziert und schön anzusehen, aber irgendwie passt es nicht zu der eigentlich ernsten Geschichte, die es umschließt. Und genau wie das Cover ist im Prinzip das ganze Buch. Es ist gut, aber etwas fehlt.

Lola Jaye schreibt so, dass man den Text gerne liest. Nicht mit literarischer Höchstleistung, aber flüssig schreibt sie in der dritten Person und der Ich-Perspektive der Protagonistin Lara, die mir nicht immer ganz sympathisch war. Ungewöhnlich in einem Buch – der Text ist farbig gedruckt, eine Art rostbraun, das mich ein bisschen an eine Familienchronik erinnerte.

Die Geschichte an sich hat mir ganz gut gefallen. Die Kapitel finden in verschiedenen Zeitebenen statt und es wird auf die jeweiligen Geschichten von Lara, ihre Adoptivmutter Pat und der leiblichen Mutter Yomi eingegangen. Davon, wie Yomis Leben in Afrika war und wie ihre Liebe zerbrach, wie Pat einst ein Popsternchen war und sich danach mit ihrem Mann für die Adoption eines Kindes entschied und wie Lara als Mädchen mit schwarzer Hautfarbe im hauptsächlich weißen England aufwuchs und sich nicht nur deswegen oft schlecht fühlte.

Die Parts die in der Gegenwart spielen handeln davon, dass Yomi zu Laras 30. Geburtstag nach England gereist ist, um sie kennenzulernen und wie vor allem Lara damit umgeht. Im Laufe ihres Lebens hat sie sich angewöhnt, ihre Gefühle größtenteils unter Verschluss zu halten und so will sie ihre leibliche Mutter anfangs nicht um sich haben, weil dies eine große Emotionslawine an Wut und Trauer auslöst. Darauf, wie sich Adoptivmutter Pat fühlt, wird leider nur wenig eingegangen, dafür aber umso mehr auf Laras durcheinander geratenes Gefühlsleben und wie sich dies auf ihr komplettes soziales Umfeld auswirkt.

Einerseits war ich oft genervt von Laras Reaktionen, aber andererseits kann ich das wohl einfach nicht nachvollziehen, da ich nicht adoptiert wurde. Die Autorin schreibt hier allerdings aus eigener Erfahrung, also ist das Verhalten der Protagonistin vielleicht doch nicht so unrealistisch, wie es mir vorkommt.

Im Großen und Ganzen betrachtet kam mir das Buch aber trotz des ernsten Themas manchmal wie ein nichtssagender Frauenroman vor und diese Tatsache überrascht und beeindruckt mich beinahe. Es fällt mir bei “Was fehlt, bist Du” wirklich schwer, einzugrenzen, welche Zielgruppe von diesem Buch begeistert sein könnte. Am besten selbst rausfinden ; ).